Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) durchforsten alte Stasi-Akten.

Foto: ORF/ARD/MDR/Daniela Incoronato

Im ersten Stock eines halb verfallenen Hauses, in das sie und ihr Vater gerade einziehen, stößt die 14-jährige Thalia auf einen toten Mann, Opfer eines Mordes. Der Mörder, schwarz verhüllt, ist noch im Raum. Doch gegenüber der Polizei verleugnet der Teenager Zeugenschaft und Leichenfund. Nicht aus Komplizenschaft oder Angst vor Rache – sondern weil sie verdrängt. Seit dem Unfalltod ihrer Mutter fühlt sich Thalia schuldig und hat sich in eine Fantasie- und Geisterwelt verstrickt.

So weit die psychologisch verwickelte Sachlage, deren Entwirrung im neuesten Tatort dem Dresdner Ermittlertrio Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) obliegt. Die Umstände, auf die sie dabei stoßen, sind üppig aus dem Thriller-Repertoire der Spätromantik geschöpft und mit Vermutungen über die Kriminalistik in der Ex-DDR versetzt.

Ungeheuer und Visionen

So verdient Thalias Vater sein Brot mit Zeichnungen von Ungeheuern, die er schnapsgedopt nachts anfertigt. Seine Tochter wird von Visionen mit augenlosen Gespenstern gequält, die sich barfuß auf sie zubewegen. Im Kachelofen ihres Zimmers ist ein blutig verkrustetes Messer versteckt, es führt die Fahnder auf die Spur eines Serienmörders; sein Treiben wurde im Realsozialismus vertuscht. "Endlich", sagt der damals zuständige Kommissar, als ihn seine modernen Kollegen zwecks verspäteter Fallaufklärung im Altersheim aufsuchen.

Klischee über Klischee also, dick aufgetragen und kompliziert verschachtelt. Döst man beim Zusehen kurz ein, kann man leicht den Überblick verlieren. Immerhin ist dieser Krimi eines: spannend. (Irene Brickner, 14.11.2020)