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Nicht im Standby-Modus: eine systemrelevante Branche trotzt der Krise. Fachkräfte sind weiterhin gefragt.

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Mit Rekordzahlen in der Produktion, bei den Beschäftigten sowie bei den Exportzahlen konnte die Elektro- und Elektronikindustrie in den vergangenen Jahren punkten. Und sie war oftmals auch Vorreiter bei kollektivvertraglichen Innovationen. Die Elektro- und Elektronikindustrie war beispielsweise die erste Branche, in der die Mitarbeiter zwischen jährlicher Gehaltsanpassung oder zusätzlichen Urlaubstagen wählen konnten.

Die Corona-Pandemie hat aber auch dieser Branche einen ordentlichen Dämpfer versetzt. Wie stark dieser tatsächlich ausfallen wird, könne derzeit aber noch nicht abgeschätzt werden, heißt es aus dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Die gute Nachricht: Die überwiegende Mehrheit des Eigenpersonals konnte trotz der Krise gehalten werden.

Im Vorjahr stieg die Zahl der Beschäftigten in der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie gegenüber 2018 um 2,6 Prozent. Mit Jahresende waren dort 68.721 Personen beschäftigt, davon 42.522 Angestellte und 26.199 Arbeiter. Auch im ersten Quartal 2020 gab es bei den Beschäftigen noch ein leichtes Plus von 0,9 Prozent. Im zweiten Quartal hat sich die Covid-19-Krise allerdings stärker niedergeschlagen. Die Produktion zeigte hier eine leichte bis starke Abschwächung, auch die Exportnachfrage nach Gütern der Elektro- und Elektronikindustrie ist im zweiten Quartal leicht gefallen. Durch Kurzarbeit und Unterbrechungen der Lieferkette ist die Kapazitätsauslastung zurückgegangen.

Wie geht's weiter?

Diese Entwicklung hat sich auch im dritten Quartal fortgesetzt, wenngleich sich erfreulicherweise die wirtschaftliche Situation in der Branche weitestgehend stabilisiert hat. Produktion und Export sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwas zurückgegangen. Sehr erfreulich sei, dass die Krise nach wie vor wenig Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen in der Elektro- und Elektronikindustrie hatte, so der Fachverband.

Auch für das vierte Quartal geht die Branche von einer Seitwärtsbewegung aus – also von einer Fortsetzung dieses Trends. Voraussetzung dafür sei aber, dass es zu keinen weiteren bzw. verschärften Lockdown-Maßnahmen kommt, wodurch die Industrie gezwungen wäre, die Produktion herunterzufahren oder gar komplett zu stoppen, so wie dies im Frühjahr der Fall war. Ebenso würden sich Unterbrechungen von Lieferketten negativ auf die Branche auswirken.

Dass die Branche ein attraktiver Arbeitgeber ist, zeigen auch die Suchanfragen und Stelleninserate im Bereich Elektronik und Installation auf diversen Jobportalen. Laut einer Datenauswertung der Jobplattform Hokify sind die Stellenanzeigen in der Branche "Elektronik/Installationen" im letzten halben Jahr trotz der Corona-Pandemie stabil und auf hohem Niveau geblieben. Im September und Oktober sind sie saisonal bedingt noch einmal deutlich gestiegen.

Starker Bedarf an Mitarbeitenden

"Obwohl in vielen Branchen die Anzahl an offenen Stellen klar mit dem Lockdown korreliert, sehen wir in anderen Branchen nach wie vor einen starken Bedarf an Mitarbeitern", ergänzt Karl Edlbauer, Geschäftsführer von Hokify. So ist die Suche nach Elektrotechnikerjobs im Vergleich zum März um 67 Prozent gestiegen. Exponentiell gestiegen sind in den letzten Monaten auch die Anfragen im Ausbildungsbereich. Unter dem Suchbegriff "Elektrotechnik Lehre" verzeichnet die Jobplattform Hokify einen Anstieg von 141 Prozent.

Vergleicht man dazu den ersten Lockdown mit den Verordnungen, die seit 2. November in Österreich gelten, zeige sich, dass Arbeitgeber und Jobsuchende nicht gleich in eine Schockstarre verfallen und sich aktiver auf ein wirtschaftlich starkes 2021 vorbereiten, so Hokify. Monatlich nutzen rund 700.000 User die Jobplattform, über die Hokify-Seite wurden im Oktober 45.000 Bewerbungen versendet. Laut Rückmeldungen der Arbeitgeber werden knapp 3.000 Jobs im Monat über diese Plattform besetzt. (Gudrun Ostermann, 17.11.2020)