Wenn dem stationären Handel das Weihnachtsgeschäft entgeht, wäre das der Todesstoß für den Handel, fürchtet Franz Schellhorn, Leiter der wirtschaftsliberalen Agenda Austria.

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Wien – Vom leichten in den harten Lockdown: Das steht dem Handel wohl bevor. Wie sich zuletzt anbahnte – und DER STANDARD hier berichtete –, plant die Bundesregierung angesichts hoher Infektionszahlen, die bereits geltenden Maßnahmen weiter zu verschärfen. Erinnerungen an den März werden wach – der Handel fürchtet jedenfalls das Schlimmste. Und das durchaus berechtigt, wie Franz Schellhorn, Leiter des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, sagt: "Einen Lockdown light hätte der Handel mit einem blauen Auge überstanden. Ein harter Lockdown wäre der Todesstoß."

Denn was auch kommen mag, es kommt für den Handel zur Unzeit. Schließlich riskieren die Händler, genau während des so wichtigen Weihnachtsgeschäfts zusperren zu müssen. Wenn es medizinisch unvermeidlich ist, dann ist es unvermeidlich, sagt auch Schellhorn. Wichtig wäre dann aber, dass der Lockdown effizient und kurz ist. Wenn die Händler beispielsweise nach zwei Wochen wieder aufsperren dürften, könnten sie zumindest einen Teil des Weihnachtsgeschäftes retten.

Kurzarbeit oder Kündigungen?

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sagte Schellhorn, dass die jüngsten Prognosen längst Makulatur seien. Die Beschäftigung werde bei einem neuen Lockdown wieder einbrechen. Offen sei allerdings, ob es wieder einen Run auf die Kurzarbeit geben wird oder ob diesmal vermehrt gekündigt wird. Schellhorn wünscht sich jedenfalls, dass die arbeitsmarktpolitischen Debatten nicht immer um Entschädigungen und Arbeitszeitverkürzungen oszillieren, sondern der Fokus stärker auf die Arbeitgeber gelegt wird – die Betriebe. Das Wichtigste sei, eine wirtschaftliche Dynamik anzufachen, damit Betriebe wachsen und Leute einstellen.

Auch müsse man negative Nebeneffekte der Kurzarbeit stärker thematisieren. Die Kurzarbeit sei strukturkonservierend. Wer in Kurzarbeit geht, hat zwar keine Beschäftigung, ist aber nicht offen für neue Stellen. Das bremst auch den strukturellen Wandel, den die Corona-Pandemie ohnehin angestoßen habe.

Der Leiter des Thinktanks sieht im heimischen Arbeitsmarkt gleich mehrere Ungleichgewichte. Die meisten Arbeitslosen kommen aus den Dienstleistungsbranchen, die verfügbaren Jobs seien aber vermehrt in der Produktion. Während im Westen viele Stellen frei sind, ist die Arbeitslosigkeit in Ostösterreich überdurchschnittlich hoch. (luis, 14.11.2020)