Die römisch-katholischen Kirchen bleiben weiterhin offen. Trotz der steigenden Corona-Zahlen. Das bekräftigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Franz Lackner, am Freitag. Die selbstauferlegten Vorsichtsmaßnahmen seien schon jetzt strenger als die politischen Vorgaben. Bei öffentlichen katholischen Gottesdiensten muss ein Mindestabstand eingehalten und eine Maske getragen werden. Analog gilt das wohl auch für die anderen Religionsgemeinschaften. Ist das in Ordnung, wenn fast alles andere, inklusive der Schulen, zugesperrt wird?

Ist es fair, wenn Schulen schließen müssen, aber Kirchen offen bleiben?
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Die Ausübung der Religionsfreiheit ist in der Verfassung garantiert, und auch so ist der spirituelle Bereich gesondert zu betrachten. Die Rolle der (christlichen) Religionen wird zwar zusehends kleiner, ohne Bekenntnis sind in Wien rund 30 Prozent, aber ein gewisses geistig-rituelles Gerüst gibt die Religion doch vielen. Andererseits könnte man meinen, dass der Glaube der Menschen auch für ein paar Wochen und Monate geschlossene Gotteshäuser überstehen könnte, doch das würde einiges böses Blut verursachen.

Einer der ersten großen Cluster im Frühjahr ging von einer Pfingstgemeinde in Oberösterreich aus, aber da gab es keine Vorsichtsmaßnahmen. Die größte Ansteckungsquelle – die beim Kirchenwirt nach der Messe – ist derzeit geschlossen.

Dennoch: Wenn es ganz arg kommt, werden auch die Gotteshäuser schließen müssen. (Hans Rauscher, 13.11.2020)