Die einfachste und kostengünstigste Lösung, um sich Zugang zu Streamingdiensten auf einem non-smarten Fernseher oder Beamer zu verschaffen, ist ohne Zweifel ein HDMI-Stick. Schon seit seinem Erscheinen gilt der Fire-TV-Stick von Amazon als "Standardlösung" für viele.

Aber natürlich haben auch andere Hersteller den Markt für sich entdeckt. Nicht nur Google hat kürzlich eine neue Generation seines "Chromecast mit Google TV" auf den Markt gebracht, auch Xiaomi hat den Mi-TV-Stick an den Start geschickt. Im Gegensatz zu Googles Produkt ist dieser auch in Österreich erhältlich und konkurriert zum Preis von 40 Euro direkt mit Amazons Alternative. DER STANDARD hat ihn getestet.

Der Stick.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Basics und Einrichtung

Das Streamingdongle ist klein und leicht. Mit 92,4 x 30,2 x 15,2 Millimeter fällt er etwas kürzer und schmaler sowie geringfügig höher aus als der Fire-TV-Stick der 2019er-Generation. Die Küchenwaage misst ein Gewicht von 28 Gramm (offizielle Angabe: 28,5). Die Verarbeitung ist gut. Beigelegt sind ein USB-Ladegerät, ein Micro-USB-Kabel sowie eine Fernbedienung mit eigenen Buttons für den Google Assistant zur Sprachsuche sowie Netflix und Amazon Prime Video. Auflösungen werden bis Full-HD unterstützt, audioseitig gibt es Support für Dolby DTS.

Die Inbetriebnahme – der Stick benötigt eine WLAN-Verbindung (unterstützt wird Wifi 5/802.11ac) – geht recht flott vonstatten, speziell wenn man ohnehin bereits über einen Google-Account verfügt. Sofern man Zugangsdaten für Dienste dort hinterlegt hat, kann das Android-TV-System (basierend auf Android 9) davon auch Gebrauch machen. Das Wie hängt allerdings von der jeweiligen App ab. Bei Youtube wird man nicht automatisch eingeloggt, sondern muss zuerst noch manuell das eigene Konto und den gewünschten verknüpften User-Account wählen. Bei Netflix war eine Eingabe der Login-Daten erforderlich. Bei Amazon Prime Video hingegen erfolgte die Anmeldung automatisch.

Die Fernbedienung.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Interface

Das Interface ist so aufgebaut, wie man es auch von Streaming-Anbietern kennt – nämlich in gruppierten Kacheln. Neben Youtube, Prime und Netflix war übrigens auch die ORF-TVthek vorinstalliert. Weitere Apps kann man über Google Play beziehen. Oft genutzte Services lassen sich in den Favoriten ablegen, die standardmäßig die erste Reihe des Startbildschirms füllen.

Nach etwas Eingewöhnung ist die Oberfläche recht intuitiv bedienbar. Die Tastenanordnung auf der Fernbedienung, die zwei AAA-Batterien verlangt, ist gut gewählt. Wer mag, kann das System aber auch per Android-TV-Remote-App am Handy steuern.

Bluetooth-Probleme

Der Stick verfügt neben WLAN auch über ein Bluetooth-Modul (4.2), über das sich "Zubehör" anbinden lässt. Beispielsweise Lautsprecher. Das Verknüpfen funktioniert auch ohne Schwierigkeiten, aber trotz eingespielten Softwareupdates, das in dieser Hinsicht mehr Stabilität verspricht, gibt es hier Probleme zu vermelden.

Hin und wieder muss man den Stick manuell dazu ermuntern, sich zu koppeln, weil er es nicht immer automatisch beim Start tut. Und alle paar Tage kam es im Test auch zu Schwierigkeiten mit der Verbindung, die sich in knacksender und stockender Sound-Ausgabe manifestierten.

Hier half meist das Anhalten des Clips oder der Sprung zu einem früheren Zeitpunkt. Manchmal allerdings ließ sich dies nur mit einem Neustart des Sticks beheben. Der Reboot dauert rund 20 Sekunden. Zweimal – man darf von seltenen Ausreißern sprechen – kam es zu einem Synchronisationsproblem zwischen Ton und Bild, was aber durch Rückspulen um zehn Sekunden behoben werden konnte.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Performance

Unter dem Kunststoffgehäuse werkt eine Quadcore-CPU mit vier Cortex-A53 in Tandem mit einer Fünfkern-Grafikeinheit und einem GB Arbeitsspeicher. Ein Performance-Wunder wird der Stick damit nicht. Im Gegenteil: Immer wieder reagiert er etwas behäbig auf Eingaben. Nicht frustrierend langsam, aber jedenfalls auffällig "gemütlich". Es ist unwahrscheinlich, dass dies ausschließlich der Hardware geschuldet ist, insofern darf man auf System-Updates mit Nachbesserungen bei der Optimierung hoffen.

Theoretisch ließe sich auch ein Bluetooth-Gamecontroller mit ihm koppeln, um Spiele zu spielen, wirklich ratsam scheint das aber nicht zu sein. Wer mehr Performance und 4K möchte, sollte ohnehin zu einer (teureren) Streamingbox anstelle des Sticks greifen.

Praktisch ist, dass der Mi-TV-Stick auch gleichzeitig als Chromecast fungiert. Heißt: Videos und andere Inhalte von Apps, die von Googles Cast-Protokoll Gebrauch machen, lassen sich vom Handy oder Tablet einfach per WLAN an den Fernseher streamen.

Fazit

Der Xiaomi-Mi-TV-Stick ist eine günstige, allerdings auch sehr unspektakuläre Lösung für den Zugriff auf Streamingservices und andere Apps am Fernseher. Negativ fallen die etwas behäbige Performance und Probleme in Verbindung mit Bluetooth-Lautsprechern auf.

Positiv hingegen die einfache Handhabe und die sonst gute Abdeckung der Grundfunktionalitäten sowie die bessere Erweiterbarkeit mit Apps über den Play Store im Vergleich zu Amazons Angebot. Wenn Xiaomi es schafft, die angesprochenen Probleme mit Softwareupdates auszumerzen, findet man hier eine solide Alternative zum Fire-TV-Stick. (Georg Pichler, 9.12.2020)