Die proeuropäische Oppositionspolitikerin Maia Sandu hat einer Wählerbefragung zufolge die Präsidentenwahl in der Republik Moldau gewonnen.

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Chisinau – Der Wahlsieg der ersten Staatspräsidentin der Republik Moldau fällt deutlicher als erwartet aus: Wie die moldauische Wahlbehörde am Montagmorgen nach Auszählung von 99,86 Prozent der Wählerstimmen bekanntgab, konnte die proeuropäische Oppositionspolitikerin und frühere Regierungschefin Maia Sandu bei der Präsidentenstichwahl vom Vortag 57,63 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen, während der prorussische Amtsinhaber Igor Dodon auf 42,37 Prozent kam.

Ihren Vorsprung von letztlich mehr als 15 Prozentpunkten verdankt die Proeuropäerin vor allem den Stimmen der moldauischen Diaspora, die nach Angaben der Wahlbehörde mit überwältigender Mehrheit (mehr als 90 Prozent der abgegebenen Stimmen) für Sandu gestimmt hatte.

Rekordsieg

Wie die moldauische Presse am Montag unter Verweis auf eine Analyse des Unternehmens iData hervorhob, fuhr die 48-Jährige damit einen Rekordsieg ein – Sandu erhielt die Höchstzahl an Wählerstimmen (938.390), die in der Moldau je bei einer Präsidenten- oder Parlamentswahl für einen Politiker bzw. eine Partei abgegeben wurden. Den bisherigen Rekord hatte der frühere Staatspräsident Petru Lucinschi gehalten, der 1996 knapp 920.000 Stimmen eingefahren hatte. Sandus Gegenkandidat, Noch-Amtsinhaber Dodon, kam auf 689.980 Stimmen.

Schwierige Situation

Der bisherigen Chefin der proeuropäischen Oppositionspartei Aktion und Solidarität (PAS) und gewählten Staatspräsidentin der bitterarmen früheren Sowjetrepublik stehen schwere Tage bevor: Sandu muss versuchen, die zwischen Ost und West gespaltene Bevölkerung zu einen, die im Wahlkampf versprochene Armuts- und Korruptionsbekämpfung anzustoßen sowie wesentliche Reformen, darunter des Justizsystems, durchzusetzen. Und in diesem Kampf steht sie vorläufig allein da – sie kann weder auf das von Oligarchen beeinflusste Parlament mit seinen schwierigen Mehrheitsverhältnissen noch auf die Dodon nahestehende Regierung bauen. Einzige Lösung wären laut Meinung moldauischer Politbeobachter vorgezogene Neuwahlen, doch sind diese nur äußerst schwer anzusetzen. Fürs Erste steht Sandu folglich vor der wenig Aussicht, bis zur regulären Parlamentswahl von 2023 mit einer ihr gegenüber ablehnend eingestellten Legislative und Exekutive regieren zu müssen. (APA, 16.11.2020)