Kia zählt zu den konsequentesten Akteuren im Kapitel Elektrifizierung, bei alternativen Antrieben von Batterie- bis Brennstoffzellen-Elektromobilität. Der XCeed, dieser SUV-Coupé-Ableger des Ceed, mit 4,40 m nur geringfügig länger als jener, ist dabei unter anderem bald als 48-Volt-Mildhybrid erhältlich – oder jetzt schon mit an der Dose aufladbarer Batterie.

Diesen Plug-in-Hybrid haben wir uns dieser Tage angesehen, die technischen Ingredienzien lesen sich wie folgt: 1,6-Liter-Benziner mit 77,2 kW (105 PS), Elektromotor mit 44,5 kW (61 PS), Systemleistung 103,6 kW (141 PS), 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit 8,9 kWh, woraus 42 bis 48 km Elektro-Reichweite resultieren. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 160 km/h beschränkt, im Elektrobetrieb sind es 120.

Mit seinem coupéhaften Schwung macht der XCeed als Schönling, Nachteil: Kofferraum fällt knapp aus.
Foto: Stockinger

Der XCeed, schelmisch auch Exit genannt, ist schlank geschnitten, etwas knapp vielleicht sogar, aber das ist in der Klasse so üblich. Nicht ganz so üblich, aber ein Zugeständnis an die schwungvolle Silhouette, ist der knappe Kofferraum von 279 l (bei umgelegter Rückbank 1243 l).

Kollege Thorben Pollerhof, der ebenfalls testhalber unterwegs war, hob löblich die aufgeräumte Armaturenlandschaft hervor und den Umstand, dass die Navi-Ansage sich auf die Person am Steuer konzentriere, die restlichen Passagiere könnten währenddessen weiter ungestört der Klangwelt lauschen. "Sanfte Methode statt mit Holzhammer, wie anderswo."

Unsereins unternahm gleich einmal einen Reichweitentest von der Redaktion nach Hainburg – leider war die Hochzeit Etzel – Kriemhild abgesagt. Uns ist in alten Maeren ... –, laut Navi 50 km gradaus (und flach aus), die Kraftflussanzeige gewissenhaft im Blick. Ergebnis: Bis auf das kurze Stück Flughafenautobahn (acht, neun Kilometer) gab sich der Verbrenner dem Winterschlaf hin, die Vmax für den elektrischen Betrieb ist, wie erwähnt, auf 120 km/h limitiert, auf dem Tacho sind es meist 130. Und siehe da: Der Plug-in-Kia schaffte die Distanz locker, wie sich denn überhaupt ergab, dass vollgeladen in der Anzeige 50 Kilometer Reichweite steht und das relativ ehrlich ankommt im Fahralltag. 45 km plus/minus waren es stets – Kia spricht offiziell von 42 bis 48.

Vorbildlich aufgeräumt präsentiert sich der Innenraum.
Foto: Stockinger

Lauf der Welt

Man könnte solcherart also durchgehend mit Strom fahren, um Marc Aurel in seinem Hauptquartier im Legionslager Carnuntum zu besuchen, ein wenig mit ihm über das Leben und den Lauf der Welt zu philosophieren – zum Beispiel über des Kaisers Wort "Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt". Währenddessen ließe sich am Strome die Batterie wieder aufladen oder man macht sich benzinmotorisch auf den Rückweg.

Grafik: Der Standard

Gladiatorenspiele besuchen indes wird man lassen, die Dam- und Herrschaften um Sebastianus Brevis in Vindobona untersagen solcherlei aus Sorge um Verbreitung dieser Legionärskrankheit mit lateinischer Krone. Vita brevis, ars longa.

Was uns im Fahrbetrieb generell auffiel: Ist die Batterie halbwegs voll, ist man generell mit dem E-Motor unterwegs. Fühlt sich mitunter ein wenig teigig an und animiert ganz bestimmt nicht zum Rasen, erzieht einen eher zu umweltkorrekter Fahrweise. Der Bordcomputer errechnete, dass wir 69 Prozent des Testzeitraums ökonomisch unterwegs waren, 27 Prozent normal, vier dynamisch. Im Langzeitschnitt von knapp 4000 km wies der Rechner 5,1 Liter Spritverbrauch auf 100 km aus.

Wo waren wir stehen geblieben? Ah ja. Lediglich im Sport-Modus, bei Tempi über 120 oder fast leerer Batterie speist der Ottomotor nicht nur die Batterie, sondern sucht den direkten Zugriff auf die Antriebsachse.

So weit, so gut. Aber. Der Verbrenner neigt mitunter dazu, sich unaufgefordert auch bei fast vollem Akku in Szene zu setzen, um ihn zu laden, rein als Range Extender. Abschalten oder sonst wie beeinflussen, wenn er das macht, ist nicht möglich. Beim Ampelstopp, wo man sich sonst kontemplativer Stille erfreut, wenn keine Musik läuft, kommen so Geräuscheintrag und Vibrato des Ottos im Dauerlauf innen an, und das wirkt: befremdlich. (Andreas Stockinger, 22.11.2020)