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Aktuell zittern Spieler, ob die neuen Konsolen Xbox Series X/S und PS5 ausgeliefert werden können und ob abgesehen von Vorbestellungen überhaupt eine Chance auf ein Gerät besteht. Viele wollen sich bewusst die eigene Wohnung zum langfristigen Unterhaltungszentrum ausbauen. Quarantäne, Lockdown, Krisenjahr 2020.

Wachsende Gaming-Branche

Schon seit Jahrzehnten wächst die Gaming-Branche und überholt nach und nach alle anderen Unterhaltungsformen. Allein für Software werden Spieler im Jahr 2020 rund 175 Milliarden US-Dollar ausgeben, wie die Analytics-Plattform Newzoo aktuell berichtet. Das ist ein Wachstum um knapp 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Das "Konsolenjahr" 2020 war für die Branche völlig unabhängig von dessen krisengebeutelter Entwicklung ein unglaublich wichtiges. Die Vorbestellungen der neuen Hardware lassen aber positiv in die Zukunft blicken. Ampere Analytics sieht bis März 8,5 Millionen Playstation-5-Konsolen und 6,5 Millionen Xbox-Series-X/S-Konsolen zum Endkunden wandern. Die Nachfrage ist ungebrochen und eher steigend. Nur die Ankündigung letzte Woche, Pfizer sei erfolgreich am Entwickeln eines Covid-19-Impfstoffs, ließ die Aktienkurse von Gaming-Riesen wie Electronic Arts oder Activision Blizzard kurzzeitig fallen.

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Gamer investieren 2020 weit mehr Geld in ihr Hobby als im Vorjahr.
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Langfristige Planung

Offenbar glauben nicht alle Marktbeobachter, dass auch nach der Pandemie Gaming bei vielen Menschen in Sachen Freizeit auf Platz eins bleibt. Sobald Kinos, Theater und Freizeitparks später im Jahr 2021 wieder regulären Betrieb haben dürfen, steigt damit natürlich das Konkurrenzangebot zu Fortnite, Call of Duty und Super Mario.

Die Gaming-Community ist allerdings eine gewachsene, oft sehr eng verbundene. Das ehemalige Zocken auf der Couch ist schon vor den Lockdowns größtenteils ins Internet gewandert. Abgesehen von Leuten, die mit E-Sport ihr Geld verdienen, sind auch Hobbyspieler längst mit ihren Freunden im Sprachchat, wenn man gemeinsam Monster verdrischt oder in Autorennen um Bestzeiten kämpft.

Eigene TV-Sender: Twitch

Die Tatsache, dass Gamer dem Onlinekanal Twitch, wo rund um die Uhr hunderte Sender live und als Aufzeichnung verfügbar sind, jedes Jahr neue Zugriffsrekorde schenken, zeigt einen weiteren Aspekt der Gaming-Community: die Suche nach Unterhaltung und Vorbildern. In einem Interview mit der "New York Times" erzählt der 29-jährige E-Sportler Nick "NICKMERCS" Kolcheff, der dank seiner 4,5 Millionen Fans vom Streaming schon lange leben kann, dass Streamer mittlerweile genauso Vorbilder für Kinder und Jugendliche geworden seien wie früher Sportler. "Es gibt da eine richtige Hingabe, eine richtige Sucht", meint Kolcheff.

Der Streamer Kolcheff ist zudem beim E-Sport-Clan "FaZe" aktiv.

Kolcheff verdient aktuell laut Cash Net USA rund 1,7 Millionen Dollar im Jahr – allein durch sein Engagement auf der Plattform, Twitch, das 2014 um 970 Millionen Dollar von Amazon gekauft wurde, konnte von 17,5 Millionen täglichen Nutzern Anfang 2020 auf mittlerweile 27 Millionen erhöhen. Nicht nur Gamer sind auf Twitch tätig. Speziell in diesem Jahr wurden Koch-, Reise- und Fitnessstreamer engagiert, um Content abseits von Gaming zu generieren.

Zukunftssicher

Auch 2021 wird der Gaming-Boom andauern. Amazon will mit seinem Streamingdienst Luna nach der Testphase weltweit starten, und Google Stadia wird ebenfalls noch länger Bestandteil der Branche bleiben. Inzwischen rüsten sich die Platzhirsche mit neuen Konsolen. Microsoft kauft zudem weiter Studios, wissend um die Wichtigkeit von Exklusivtiteln. Erst im September hat man um 7,5 Milliarden Dollar Zenimax Media gekauft, deren eigenem Studio Bethesda Marken wie The Elder Scrolls oder Doom gehören. (aam, 16.11.2020)