Das Gesundheitsministerium hofft auf neuen Schwung für die "Stopp Corona"-App.

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Es tut sich etwas bei der "Stopp Corona"-App. Nachdem die Entwicklung monatelang fast stillgestanden ist und die weitere Finanzierung in Verhandlung war, gibt es nun in beiden Belangen Fortschritte zu vermelden.

Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat mittlerweile das Gesundheitsministerium die Finanzierung der App übernommen. Die Förderung, die für das zweite Halbjahr 2020 gilt, beträgt laut Auskunft des Ministeriums gegenüber dem STANDARD 997.572 Euro. Schirmherr über die Entwicklung der App ist weiterhin Accenture.

"Richtig durchstarten"

Bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag rief Anschober die Bevölkerung dazu auf, die Software herunterzuladen. Man wolle jetzt "noch einmal richtig durchstarten" erklärte er bereits zuvor im Ö1-"Morgenjournal", denn die App sei ein "ganz wichtiges Instrument", das die Arbeit der Behörden in Sachen Kontaktnachverfolgung erleichtere.

Die App erfasst Kontakte mit anderen Nutzern in der Nähe und hinterlegt diese anonym über einen Schlüssel, wenn sie länger als 15 Minuten andauern. Meldet ein Nutzer einen Infektionsverdacht oder einen positiven Test, so erhalten alle Kontakte der vergangenen Tage eine Warnung, um sich selbst in Quarantäne begeben zu können. Auch Entwarnungen, wenn sich ein Verdachtsfall nicht bestätigt, werden so transportiert.

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Für die manuelle Nachverfolgung von Kontakten, um Menschen zu informieren, die kürzlich Kontakt mit einer später positiv getesteten Person hatten, sind mittlerweile 3.500 Personen im Einsatz. Dazu gehören auch Soldaten des Bundesheers sowie vom AMS vermittelte Langzeitarbeitslose.

Zusammen mit dem verschärften Lockdown sowie einer massiven Ausweitung von Corona-Tests soll die App dazu beitragen, eine Überlastung des intensivmedizinischen Systems zu verhindern. Denn ein weiterer Anstieg der Infektionszahlen auf dem Niveau der vergangenen Wochen wäre nicht verkraftbar. Im Moment hofft man, dass die Auslastung der Intensivbetten in der Woche von 20. bis 27. November ihr Plateau erreicht und dann wieder sinkt.

2.500 "rote Warnungen" bisher

Auch Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, appellierte an die Bevölkerung, die "Stopp Corona"-App zu installieren. Er verwies auf Finnland, wo eine im September vorgestellte Contact-Tracing-App bereits bei der Hälfte der Smartphone-Nutzer in Verwendung sei, was neben den anderen Maßnahmen auch dazu beitrage, dass man dort ein viel geringeres Infektionsgeschehen verzeichne. Dabei zitierte er auch eine Oxford-Studie, wonach pro zwei Nutzern einer solchen App eine Infektion mit Sars-CoV-2 verhindert werden könne.

Foitik lieferte auch Zahlen zum bisherigen Einsatz der App. In Österreich wurde sie demnach 1,2 Millionen Mal heruntergeladen. Zudem wurden 2.500 rote Warnungen (Infektionsfälle), über 3.000 gelbe Warnungen (Verdachtsfälle) sowie 1.200 Entwarnungen darüber an Nutzer ausgeschickt. Weiters kündigte er den nächsten Entwicklungsschritt an. "Stopp Corona" wird sich einer Initiative der EU-Kommission anschließen, über die die nationalen Apps untereinander kompatibel werden sollen. Über einen entsprechenden Server kommunizieren bereits sieben Apps miteinander, "Stopp Corona" wird voraussichtlich ab 14. Dezember ebenfalls dabei sein und kann dann auch Warnungen grenzüberschreitend verschicken und empfangen.

"So viel Personal können wir gar nicht einstellen"

Zu guter Letzt betonte auch noch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres die Wichtigkeit der App. Kontaktpersonenmanagement könne nur helfen, wenn potenziell Infizierte schnell erfahren, dass sie Kontakt mit einem Verdachtsfall oder jemandem mit Sars-CoV-2-Infektion hatten. Denn "das Teuflische an der Krankheit" sei, dass man auch infektiös sein kann, ohne Symptome zu spüren.

Darum sei es dringend notwendig, dass möglichst viele "Stopp Corona" installieren, um des Infektionsgeschehens schneller Herr zu werden. Angesichts der rasanten Verbreitung des Virus in Österreich sei Contact-Tracing auf manuellem Wege nicht mehr ausreichend, sagt Szekeres: "So viel Personal können wir gar nicht einstellen." (gpi, 16.11.2020)