"Im Zentrum"-Moderatorin Claudia Reiterer.

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Was waren das doch unlängst noch für Zeiten, als Gesundheitsminister Anschober irrtümlich optimistisch war! Nun aber wird der Austroladen wieder dichtgemacht, auch Im Zentrum bleibt in vorbildlich mahnender Haltung. Alle Diskutanten seien mit Mund-Nasen-Schutz zur Debatte erschienen, eröffnet Moderatorin Claudia Reiterer gefasst, natürlich auch Clemens Martin Auer. Der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums bedeckt mit der Maske sogar ein Knie. Ob dies tatsächlich den Hygienebestimmungen entspricht, fragt an diesem Abend jedoch keiner.

Listiger Virus

"Wie konnte es schon wieder zum Lockdown kommen?", ist das eigentliche Thema, und Auer fühlt sich angesprochen, definiert den Gegner als überraschend unberechenbar. "Der Virus ist listig! Er braucht dich und mich", so Auer, der "in dieser Situation nicht Bundeskanzler" sein möchte. Widerspruch prasselt auf ihn nicht herab: Die Virologin der Med-Uni Innsbruck, Dorothee von Laer, sieht Kontrollversäumnisse und will jetzt auch nicht Politikerin sein. Der Risikoforscher Peter Klimek sieht das Alpenland im systemkritischen Bereich. Keine(r) hält die Maßnahmen für übertrieben. Auch nicht Expolitiker Matthias Strolz.

Die Einblendung einer Kurve zu den täglichen Neuinfektionen nimmt er immerhin zum Anlass, an der Politik zu zweifeln. "Vieles muss schlecht gelaufen sein, sonst wären wir nicht Weltspitze bei den Neuinfektionen", sagt Strolz in die Runde der ernsten Gesichter, bis es Auer etwas gar zu düster wird. "Im Jänner können wir mit dem Impfen beginnen. Wir sind nicht völlig verloren!" Sein Optimismus blieb letztlich jedoch eine Minderheitenposition. (Ljubiša Tošic, 16.11.2020)