Sonntagvormittag: Bundeskanzler Sebastian Kurz verkündet in der ORF-Pressestunde sein neues Patentrezept gegen Corona: "Massenschnelltests auf Antigene". Wie sie in der Slowakei der rechtspopulistische Premier Igor Matovič durchgedrückt hat. Dort ist ein Großteil der Bevölkerung getestet worden, man konnte viele Infizierte erkennen und isolieren. Kurz: So wolle man den Menschen ein Weihnachtsfest wie früher schenken ...

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Sonntagnachmittag: Gesundheitsminister Anschober ist "überrascht" von dieser Ankündigung.

Montagfrüh: Kurz bespricht in einer Videokonferenz mit dem slowakischen Premier Igor Matovič das Thema Massentests. Vielleicht erfährt er da erstmals, dass der slowakische Rechtspopulist einen De-facto-Zwangstest verordnet hat: Wer nicht teilnahm, musste in Quarantäne. Daraufhin Kanzler Kurz: Die Teilnahme werde bei uns freiwillig sein. Näheres in Kürze.

Montagmittag: Experten weisen auf klitzekleine Probleme hin: Wenn die Teilnahme freiwillig ist, wird man die sehr beträchtliche Zahl der Verweigerer, Verhinderten, Verleugner nicht bekommen und damit das Ergebnis entwerten. Nur einmal testen sei "sinnlos", weil nur eine Momentaufnahme. Fazit von Gerald Gartlehner vom Department für evidenzbasierte Medizin an der Donau-Uni Krems: Das sei "eher nur politischer Aktionismus".

Wieder einmal. (Hans Rauscher, 16.11.2020)