Die Zentrale des insolventen Dax-Unternehmens Wirecard.

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Aschheim/Santander – Das europäische Kerngeschäft des Zahlungsdienstleisters Wirecard ist nach Angaben von Insolvenzverwalter Michael Jaffe an die spanische Großbank Santander verkauft worden. Banco Santander werde die Technologieplattform in Europa sowie alle dafür notwendigen Vermögenswerte übernehmen, erklärte Jaffe am Montagabend.

Gleichzeitig werde der Großteil aller verbliebenen Wirecard-Mitarbeiter im Geschäftsbereich Acquiring & Issuing Teil des globalen Händlerservice-Teams von Santander arbeiten. Dies gelte auch für die Mehrzahl der Mitarbeiter der Wirecard Bank AG, die nach dem Verkauf geordnet heruntergefahren werden soll.

Jaffe hatte unlängst angekündigt, er wolle, dass möglichst viele der restlichen knapp 600 Mitarbeiter bleiben könnten. Am Montag erklärte der Insolvenzverwalter, es sei eine bestmögliche Lösung für die Mitarbeiter und die Gläubiger gefunden worden. Eine Entscheidung war in diesen Tagen erwartet worden, da für Mittwoch die erste Gläubigerversammlung bei Wirecard angesetzt ist. Dort dürfte Jaffe Ergebnisse präsentieren wollen. Für ihn geht es darum, durch Verkäufe so viel Geld wie möglich einzunehmen, um die Gläubiger wenigstens zum Teil für ihre milliardenschweren Verluste zu entschädigen. Die Töchter in Brasilien, Rumänien und den USA sind bereits verkauft.

Genehmigung ausständig

Zuletzt war neben Santander auch der britische Telekomanbieter Lycamobile als Interessent gehandelt worden. Die nun mit Santander vereinbarte Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung und bestimmter anderer Bedingungen. Sie werde voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen, erklärte Jaffe. Da auch die Wirecard Bank Teil des zum Verkauf stehenden Pakets ist, hat auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin ein Wort mitzureden.

Ex-Wirecard-Vorstandschef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft, Vorstandsmitglied Jan Marsalek ist auf der Flucht und wird weltweit gesucht. Beide sind Österreicher. (APA, 16.11.2020)