Wer krank ist, sollte auch im Lockdown zum Arzt gehen. Vorher anrufen ist aber ratsam.

Foto: istockphoto

Einer der zulässigen Gründe, während des aktuellen Lockdowns das Haus zu verlassen, ist der Arztbesuch. Vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen dürfen nicht darauf verzichten, ebenso müssen Vorsorgetermine eingehalten werden – denn viele Untersuchungen haben ergeben, dass während des ersten Lockdowns zahlreiche Erkrankungen nicht erkannt wurden und Menschen, selbst in Notfällen, zu spät ärztliche Hilfe geholt haben. Dadurch entstehen Kollateralschäden, die sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken.

Kassen- und Wahlarztordinationen haben auch während des Lockdowns geöffnet und versorgen jene Menschen, die ärztliche Hilfe benötigen – darauf weist die niederösterreichische Ärztekammer hin. Denn während große Teile des Landes aufgrund des Lockdowns nahezu stillstehen, arbeiten Ärztinnen und Ärzte auf Hochtouren, um neben Covid-19-Patientinnen und -Patienten auch die vielen anderen Erkrankungen bestmöglich zu behandeln. "Um die Kapazitäten in den Intensivstationen und Krankenhäusern nicht mehr als absolut notwendig zu belasten, müssen die Ärztinnen und Ärzte in den Ordinationen im Vergleich zu Normalzeiten zum Teil zusätzliche Aufgaben übernehmen", so Christoph Reisner, Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer.

Ordinationen sind sicher

Schon während des ersten Lockdowns seien die Ordinationen in Niederösterreich zu mehr als 90 Prozent geöffnet gewesen, nur wenige mussten aufgrund von Krankheit beziehungsweise behördlicher Absonderung ihre Türen schließen. Dabei sei damals die Situation schwieriger gewesen als heute. "Es gab nahezu keine Schutzausrüstung, und die Patientinnen und Patienten haben sich zum Teil aus Angst, jemanden anderen oder sich selbst anzustecken, nicht getraut, in die Ordinationen zu kommen", so Dietmar Baumgartner, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Heute haben niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Antigentests, die ihnen den Umgang mit Covid-19-Verdachtsfällen in der Praxis durch ein zeitnahes Ergebnis erleichtern. Ordinationen sind sichere Orte, das Gesundheitspersonal hat in den letzten Monaten sehr gut gelernt, mit dem Virus umzugehen.

Ärztinnen und Ärzte könnten derzeit auch bei der Organisation von weiterführenden Behandlungen oder Operationsterminen weiterhelfen, "wenn ein Patient aufgrund des Lockdowns nicht mehr weiterweiß", so Baumgartner.

Telefonische Anmeldung

Wie schon im Frühjahr können viele Fragen von Patientinnen und Patienten zudem telefonisch abgewickelt werden, auch Krankschreibungen sind wieder telefonisch möglich. In jedem Fall ist es notwendig, vor dem Arztbesuch telefonisch einen Termin zu vereinbaren, um Wartezeiten und volle Ordinationen zu verhindern.

In den Krankenhäusern ist sowohl die physische als auch die psychische Belastung derzeit extrem hoch. "Wir behandeln derzeit fast ausschließlich schwerstkranke Patientinnen und Patienten. Es sind dies nicht nur Covid-19 Fälle, auch Krebserkrankungen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte machen vor einer Pandemie nicht halt", so Ronald Gallob, Kurienobmann der angestellten Ärzte in Niederösterreich. Nicht absolut akute Operationen oder Untersuchungen werden in jenen Krankenhäusern, wo die Kapazitäten knapp werden, zum Teil auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. (red, 17.11.2020)