Das Paket, das nach Hause kommt, soll grüner werden. Forscher tüfteln an neuen Verpackungen und Zustellformen.

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Für die Entwicklung des E-Commerce reicht das Wort "Boom" nicht mehr aus. Die letzten Jahrzehnte brachten nichts anderes als einen fundamentalen Wandel der Einkaufsgewohnheiten. Der stationäre Handel ist unter Zugzwang – ein Trend, den die Corona-Krise nun noch einmal verstärkt.

Für die Logistik bringt die Entwicklung eine Verschiebung des Fokus auf Endkundenbelieferungen und eine Last Mile, die es möglichst effizient zu bewältigen gilt. Sie wurde zum Experimentierfeld für neue Services, Technologien und Interaktionsformen mit Kunden.

Packerlflut

Gleichzeitig wirft die Packerlflut neue ökologische Fragestellungen auf. Dabei gilt es auch die Verpackungen selbst umweltgerecht zu gestalten. In diesem Bereich kooperiert die Österreichische Post etwa in mehreren Forschungsprojekten mit dem Netzwerk "logistikum.RETAIL" der FH Oberösterreich am Campus Steyr.

Ziele sind beispielsweise eine Verminderung des Karton- und Kunststoffmülls sowie eine Optimierung des Kundenkontakts, sodass erfolglose Zustellversuche minimiert werden.

Bereits in der Vergangenheit gestaltete das Logistikum der FH gemeinsam mit der Post eine – auch in der Praxis durchaus eingesetzte – Box für die Zustellung von Lebensmitteln, die ihren Inhalt 48 Stunden lang frisch halten kann.

Keine Lufttransporte

Für Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums sowie des Studiengangs Internationales Logistikmanagement und Supply-Chain-Management, gibt es mehrere wichtige Ansätze, mit denen man punkto Nachhaltigkeit auf der Last Mile zum Endkunden ansetzen kann.

"Wähle die Verpackung so, dass möglichst wenig Luft transportiert wird", ist einer davon. "Ein kleiner Kopfhörer muss nicht in ein Paket mit 50 mal 50 cm Größe gesteckt werden", veranschaulicht das der Logistikexperte. Moderne Verpackungsanlagen vermessen die Ware und verschließen Pakete, ohne unnötigen Leerraum zu produzieren.

Ein weiterer Ansatz sei, herauszufinden, in welchen Bereichen die Bereitschaft besteht, Verpackungen im Kreislauf zu führen. "In der schwedischen Lebensmittelindustrie konnten etwa Kunststoffbehältnisse etabliert werden, die über mehrere Anbieter hinweg verwendet werden", gibt Staberhofer ein Beispiel.

Kostenpflichtige Rücksendungen

Einer der wichtigsten Aspekte ist für den FH-Professor, auch die Endkunden in die Pflicht zu nehmen, um unnötige Lieferungen zu vermeiden. "Endkunden reden zwar gern über Nachhaltigkeit, doch wenn es um den eigenen Umgang mit dem Thema geht, ist das Bewusstsein schnell erschöpft. Ich halte es deshalb für sinnvoll, dass Rücklieferungen für sie etwas kosten sollten", betont Staberhofer.

"Meine Hypothese ist, dass man gesetzliche Rahmenbedingungen dafür schaffen sollte." Ein Standpunkt, der auch vor dem Hintergrund der Nachrichten, dass Onlinehändler Retouren mangels Wirtschaftlichkeit eines neuerlichen Verkaufs einfach vernichten, relevant ist.

Gleichzeitig wäre beim Kundenkontakt auch ein Belohnungssystem denkbar. "Man könnte belohnen, wenn der Kunde ein aktiver Teil des Zustellungsprozesses wird und hilft, unnötige Fahrten zu vermeiden – etwa wenn er mitteilt, dass er bei einem Zustelltermin nicht zu Hause ist und die Ware zu einer Paketstation umgeleitet werden kann", erklärt Staberhofer. Bei der Entwicklung entsprechender Lösungen und Servicemodelle stehe man aber noch am Anfang. (Alois Pumhösel, 18.11.2020)