Bargeld spielte im System Commerzialbank Mattersburg eine ganz wesentliche Rolle.

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Wien – Am Mittwoch geht in Eisenstadt der U-Ausschuss zur Commerzialbank Mattersburg weiter, Masseverwalter Gerwald Holper wird am Vormittag befragt. Am Donnerstag sagt dann ein Unternehmer aus, der im Aufsichtsrat saß, Kreditnehmer war und von Bankchef Martin Pucher viele Millionen Euro in bar bekommen hat. Sein Unternehmen ist nun pleite, er Beschuldigter. Für alle hier genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Wie so etwas lief, das schilderte ein anderer Kreditnehmer den Ermittlern. Pucher habe ihn gebeten, Anteile an einer Firma zu übernehmen und eine Zeitlang als Geschäftsführer zu fungieren. Er habe eingewilligt, "ich habe Pucher alles geglaubt". Die 100.000 Euro für den Anteilskauf habe er als Privatkredit (sic) bekommen. Rückgezahlt habe er so: Pucher habe ihn in sein Büro beordert, jeweils 10.000 bis 14.000 Euro aus seiner Schreibtischlade geholt, er selbst habe das auf sein Privatkreditkonto eingezahlt.

"Schaut blöd aus"

Er wisse schon, dass "das blöd aussieht", aber der Kredit sei wirklich für die Firma und nicht für ihn privat aufgenommen worden. Dass auf seinem Privatkreditkonto inzwischen 170.000 Euro offen sind, habe er erst vom Masseverwalter erfahren, er selbst habe das Konto ja nie verwendet. Und woher kam das Bargeld, das ihm Pucher gab? Das habe er nie nachgefragt, "ich habe es einfach akzeptiert", gab der Beschuldigte zu Protokoll.

Zudem schilderte der Mann "Einzahlungstouren", bei denen er im Auftrag von Pucher Bargeld auf Konten bei anderen Instituten eingezahlt habe. Da sei er etwa nach Bad Sauerbrunn, Wr. Neustadt oder Wien gefahren, habe pro Filiale 10.000 bis 15.000 Euro eingezahlt, die Bestätigungen später bei Pucher abgegeben. 15 solcher Touren habe er im Lauf von fünf Jahren wohl absolviert.

90.000 Euro in bar im Auto

Auf wessen Konten er eingezahlt hat, das wusste der Mann (bis auf eine Ausnahme) aber nicht mehr: "Ich habe im Umgang mit Pucher gelernt, gewisse Sachen auszublenden." Ans Gefühl bei seinen Touren erinnerte er sich dagegen schon. Nervös sei er gewesen beim Einzahlen, weil draußen im Auto bis zu 90.000 Euro in bar lagen. Er habe Angst vor einem Diebstahl gehabt und vor Polizeikontrollen: "Wie hätte ich die Herkunft des Bargelds erklären sollen?" Hätte er sich auf Puchers Auftrag berufen, "hätte man mir nicht geglaubt". Nun wird gegen den Burgenländer wegen Geldwäschereiverdachts ermittelt. Für ihn und alle anderen Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, 18.11.2020)