Tesla-Chef Elon Musk zieht mit seinem Autohersteller in den US-Aktienindex S&P 500 ein. Die Anleger sind hocherfreut, die Aktie hat einen Kurssprung aufs Parkett gelegt.

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Der US-Elektroautobauer Tesla hat einen neuen Meilenstein erreicht. Das Unternehmen wird in den Börsenindex S&P 500 aufgenommen. Dort notieren die wichtigsten Unternehmen. Die Entscheidung des Index-Komitees kam am Montagabend (Ortszeit), die Aufnahme in den Index erfolgt per 21. Dezember. Die Anleger haben sich jedenfalls gefreut: Tesla-Aktien reagierten nachbörslich noch mit einem Kurssprung von rund 14 Prozent.

Das Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk galt wegen seines diesjährigen Höhenflugs schon länger als Kandidat für das prestigeträchtige US-Aktienbarometer. Bereits im Sommer war die Aufnahme in den Index erwartet worden, nachdem Tesla Ende Juli einen Quartalsgewinn von 104 Millionen Dollar (90 Mio. Euro) ausgewiesen hatte. Damit hatte es der Elektroautobauer geschafft, erstmals seit seiner Gründung 2003 über zwölf Monate hinweg schwarze Zahlen zu schreiben. Das ist eine der Voraussetzungen, die für die Aufnahme in den S&P 500 erfüllt sein müssen. Doch man lies Tesla warten.

Ergebnis hat überzeugt

Im Oktober lieferte Musks Konzern erneut überraschend starke Ergebnisse – das fünfte aufeinanderfolgende Vierteljahr mit schwarzen Zahlen dürfte letztlich den Weg in den S&P 500 geebnet haben.

Mit einem Börsenwert von fast 387 Milliarden Dollar ist Tesla der am höchsten gehandelte Autobauer weltweit. Zum Vergleich: Die Branchenriesen General Motors, Ford und Fiat Chrysler bringen es gemeinsam auf gut 125 Mrd. Dollar. Der Elektroautobauer würde mit dem aktuellen Börsenwert sogar die größte US-Bank JPMorgan auf Platz zehn der größten Unternehmen im Index verdrängen. Die fünf größten Mitglieder sind Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook – sie machen allein knapp 25 Prozent des Index aus.

Tesla-Chef Musk hatte heuer auch schon mit den Folgen der Corona-Krise zu kämpfen. Er hält trotzdem am Expansionskurs des Unternehmens fest und am Ziel, 2020 mehr als 500.000 Autos auszuliefern. Die Kapazität sei vorhanden, es sei aber schwer absehbar, ob es zu weiteren Produktionsstörungen komme, hieß es noch im Sommer. Die USA sind von der Corona-Pandemie massiv betroffen. Mit knapp 240.000 Todesfällen zählt das Land die bisher meisten Pandemieopfer.

Ausbauplan

Musk bestätigte zuletzt auch, neben dem Stammwerk im kalifornischen Fremont in Texas nahe der Stadt Austin ein zweites Werk bauen zu wollen. "Wir werden eine atemberaubende Fabrik direkt am Colorado River bauen", kündigte Musk an. Das Investitionsvolumen soll sich auf gut eine Milliarde Dollar belaufen, rund 5000 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Neben dem Werk in den USA hat Tesla auch eine Autofabrik in Schanghaim, in Grünheide bei Berlin entsteht ein weiteres Werk. Neben den Autowerken betreibt Tesla noch ein Batteriewerk in Nevada und eine Fabrik in New York, die vor allem Solaranlagen herstellt. Angesichts der großen Nachfrage insbesondere nach dem neuen Model Y müssen zügig Fertigungsstätten her.

Leiter abgezogen

Das Projekt in Deutschland sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Zuletzt wurde bekannt, dass der Projektleiter für die Gigafactory in Grünheide entlassen wurde. Die Gründe dafür wurden nicht genannt. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Entscheidung mit den nichtbezahlten Wasserrechnungen auf der Baustelle in Verbindung stehen könnte. Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) hatte daraufhin auf der Baustelle das Wasser abgedreht. Die Produktion in Grünheide soll im Juli 2021 starten, jährlich sollen dort bis zu 500.000 E-Autos vom Band laufen.

Ob sich der Ansatz von Tesla für die Massenproduktion eignet, wird von Experten immer wieder angezweifelt. Denn auch andere Autobauer arbeiten massiv an ihrer Elektroautoflotte. Jim Farley, er lenkt seit Oktober als neuer Chef die Geschicke von Ford, denkt darüber nach, es Tesla nachzumachen und eine eigene Produktion für die Akkus der E-Fords zu schaffen. Die Zeit sei reif, heißt es, weil das E-Auto-Volumen bei Ford stark zunehme. (Bettina Pfluger, 17.11.2020)