Israelische Panzer auf den Golanhöhen im September 2020.

Foto: AFP / JALAA MAREY

Jerusalem – Bei Luftangriffen der israelischen Armee in Syrien sind nach Angaben von Aktivisten mindestens zehn Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien mehrere ausländische Kämpfer, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit.

Israel sieht Angriff als "eindeutige" Warnung

Nach Angaben des israelischen Militärs waren die Luftangriffe eine Reaktion auf den Fund von Sprengstoff entlang der Grenze der von Israel besetzten Golanhöhen. Der Iran habe die Sprengsätze deponiert, um israelische Soldaten anzugreifen, teilte die Armee mit. Daraufhin habe die Luftwaffe Stellungen der iranischen Al-Quds-Brigaden und der syrischen Streitkräfte angegriffen, darunter "Lagereinrichtungen, Hauptquartiere und militärische Anlagen" sowie syrische Boden-Luft-Raketenbatterien.

Laut dem israelischen Armeesprecher Jonathan Conricus wurden die Sprengsätze in unmittelbarer Nähe des Ortes gefunden, an dem im August ein Anschlag auf israelische Truppen vereitelt worden sei. "Es ist derselbe Ort im Süden der Golanhöhen westlich der Alpha-Linie." Diese Linie trennt die 1967 von Israel besetzen Golanhöhen von Syrien.

Bereits im August hatte Israel als Reaktion Ziele in Syrien bombardiert. "Es scheint, dass die Botschaft, die wir beim letzten Mal übermitteln wollten, nicht klar genug war", sagte Conricus. "Wir hoffen, dass sie diesmal eindeutig ist."

Hunderte Luftangriffe

Laut der syrischen Nachrichtenagentur Sana wurden bei den Angriffen mindestens drei Soldaten getötet. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden außerdem fünf mutmaßliche Mitglieder der Al-Quds-Brigaden sowie zwei weitere proiranische Kämpfer getötet. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Informanten vor Ort. Ihre Angaben lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.

Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 hat das israelische Militär hunderte Luftangriffe gegen die syrischen Regierungstruppen und ihre iranischen Verbündeten geflogen. Die Al-Quds-Brigaden sind der für Auslandseinsätze zuständige Arm der iranischen Revolutionsgarden. Teheran sieht in Israel einen Erzfeind und ist zugleich im syrischen Bürgerkrieg ein enger Verbündeter von Machthaber Bashar al-Assad. Israel will verhindern, dass der Iran seinen Einfluss in Syrien ausdehnt.

So hat Israel die UN-Truppen auf den Golanhöhen dazu aufgerufen, die Einhaltung des Waffenstillstands zu gewährleisten, sagte Conricus. Die Blauhelme der Undof-Mission kontrollieren eine etwa 235 Quadratkilometer große Pufferzone zwischen Israel und Syrien. Die israelische Regierung und Armee bestätigen nur selten Militäreinsätze in dem Nachbarland. (APA, 18.11.2020)