Im Durchschnitt blieben am Dienstag 85 Prozent der Schulkinder zu Hause. In manchen Schulen waren es nur 20 Prozent.

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Es ist ein Schreiben, das manche erzürnt hat. In einem Brief an Eltern und Personal informierte eine Wiener Volksschule über den Lockdown ab 17. November und darüber, dass es für alle Kinder einen Lernbetreuungsbetrieb geben werde. Aber: In dem Brief steht weiters, dass ein Corona-sicherer Schulbetrieb nur dann funktionieren könne, "wenn möglichst alle Kinder in die Schule kommen".

Prompt machte sich in sozialen Medien Empörung breit: Die Schule würde damit suggerieren, dass eine Familie im Nachteil sei, wenn ein Kind zu Hause bleibt. Wie bekannt ist es Teil des aktuellen Lockdowns, dass Schulen zwar zur Pandemiebekämpfung auf Distance-Learning umstellen, aber immer noch zugänglich sind.

Zu wenig Personal für Betreuung und Distance-Learning

Grund für den mehr oder minder direkten Aufruf, Schüler und Schülerinnen in die Schule zu schicken, ist – und so steht das auch in dem Schreiben – folgender: Nur wenn genug Pädagogen und Pädagoginnen frei sind, könnten diese mit den Klassen vor Ort arbeiten. Und dann könnten auch die Klassen unter sich bleiben, also ihre Kontakte reduzieren.

Das Problem dahinter ist ein personelles: "Wenn eine Lehrerin ein Drittel der Schüler hier hat und zwei Drittel daheim, dann muss sie die Kinder, die daheim sind, betreuen", sagt die Direktorin der Schule, "das würde heißen, ich muss die Kinder aus verschiedenen Klassen zusammenfassen, weil ich Lehrpersonal für das Distance-Learning abstellen muss." Und damit, so die Direktorin, hätte man umso mehr Durchmischung und potenziell mehr Infektionsmöglichkeiten.

Das heiße nicht, dass es kein Distance-Learning für die Kinder zu Hause gibt, betont die Direktorin, und schon gar nicht, dass man den Lockdown boykottiere. Man habe den Eltern auch nicht gesagt, sie müssten ihre Kinder in die Schule schicken.

Vier Fünftel der Kinder in der Schule

Am Dienstag, dem ersten Schultag im zweiten harten Lockdown, blieben nach Angaben des Bildungsministeriums etwa 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Österreich daheim. In der Volksschule, aus der das umstrittene Schreiben kommt, waren es etwa 20 Prozent der rund 250 Schülerinnen und Schüler. Die anderen 80 Prozent seien dann eben nur in ihren Klassenverbänden gewesen, sagt die Direktorin. Außerdem habe man weitere Corona-Schutzmaßnahmen etabliert, etwa einen Frischluftplan und gestaffelte "Eintrudelzeiten".

Aus der Wiener Bildungsdirekton heißt es, der konkrete Fall sei bisher nicht bekannt. Doch prinzipiell seien alle Eltern eingeladen, die Kinder in die Schule zu schicken. (elas, 18.11.2020)