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Vor 2018 hergestellte Tesla Model S und X sind von der Speicherknappheit betroffen.

Foto: Reuters

Dem E-Auto-Hersteller Tesla droht Ärger. Die US-Behörde für Autobahnsicherheit (NHTSA) hat eine Untersuchung gegen das Unternehmen gestartet. Es liegt der Verdacht geplanter Obsoleszenz in der Luft, schreibt "Ars Technica".

Konkret geht es um die Media Control Unit (MCU), die in X- und S-Modellen, die vor 2018 auf den Markt kamen, verbaut ist. Diese musste mittlerweile schon vielfach ausgetauscht werden, da ihr Speicherchip nicht mehr funktionierte. Dokumentiert sind über 12.500 Fälle.

Die MCU steuert die Elektronik des Autos und ist auch für die Ausführung der Benutzeroberfläche verantwortlich, über die der Fahrer Zugriff auf die Features seines Fahrzeugs erhält. Bis 2018 nutzte Tesla die Tegra-3-Plattform von Nvidia und stieg dann auf einen Atom-Chip von Intel um.

Speicherchip gibt den Geist auf

Teil davon ist ein eMMC-Speicherchip. Es handelt sich um einen Flashspeicher, der ähnlich funktioniert wie USB-Sticks oder SSDs und mitsamt anderen Komponenten fest mit seiner Platine verlötet ist. Und wie bei jedem Flashspeicher ist seine Lebensdauer begrenzt, denn jeder Speicherblock verträgt nur eine bestimmte Anzahl an Schreibvorgängen.

Das ist eigentlich kein großes Problem. Normalerweise gibt es genug Reservespeicher und einen "Wear Leveling"-Algorithmus, der die Anzahl und Verteilung von Speichervorgängen so managen soll, dass eine möglichst lange Lebensdauer gewährleistet wird. Allerdings ist die Firmware für Tesla-Fahrzeuge mittlerweile so groß, dass es auf den alten MCUs mit acht GB Kapazität nur noch verhältnismäßig wenige freie Speicherblöcke gibt.

Ein Hacker, der den Aufbau analysiert hatte, erklärte 2019 zudem, dass das auf den Autos laufende Linux-System so konfiguriert sein soll, dass beständig Logs von Eingaben, des grafischen User-Interfaces, von Systemereignissen und anderen Dingen angelegt und direkt auf dem eMMC-Chip gespeichert werden, was die Kapazitäten verringert und zusätzlich zu vielen Schreibzugriffen führt.

Auto nach MCU-Ausfall unbenutzbar

Das hat zur Folge, dass der Speicher das Ende seiner Lebensdauer schnell erreicht. Sobald er mangels weiterer Schreibzugriffsmöglichkeiten unbenutzbar wird, schaltet sich das System in einen Notmodus, der das Auto quasi lahmlegt. Der Touchscreen schaltet sich aus, die Heckkamera ebenso. Besitzer können dann nur noch die Restkapazität des Akkus "leerfahren", den Wagen aber nicht mehr aufladen. Die MCUs in neueren Modellen räumen mehr Speicher ein und lagern die Logs auf eine austauschbare SD-Karte aus, dennoch könnte auch ihnen einmal der Speichertod drohen.

Auch die Austausch-MCUs wurden von Tesla mittlerweile auf 64 GB aufgestockt, was ihre Lebenszeit deutlich verlängern sollte. Per Softwareupdate wurde außerdem die Anzahl und Frequenz der angelegten Logs reduziert. Für Betroffene sind das gute Nachrichten, denn ein Austausch, sofern er nicht unter die Garantie fällt oder Tesla Kulanz zeigt, kostete ursprünglich rund 2.000 Euro, ehe Tesla ihn auf einige hundert Euro senkte.

Weitere Ausfälle erwartet

Gegenüber der NHTSA erklärte das Unternehmen, dass man damit rechnet, auch weiterhin regelmäßig ältere MCUs austauschen zu müssen, bis alle im Umlauf befindlichen Teile den Dienst quittiert haben. Medien gegenüber gab Tesla keine Stellungnahme zur Causa ab. Der Autohersteller hat seine Presseabteilung vor einigen Monaten aufgelöst. (red, 19.11.2020)