Die PS5 ist an den Start gegangen.

Foto: Sony

Ein verkorkster Vorverkaufsstart, der die Nachfrage der Spieler bei weitem nicht decken konnte, und das Remake eines Playstation-3-Spiels als wichtigstes Zugpferd zum Start: Optimal klingen die Voraussetzungen für einen Konsolenstart wahrlich nicht, aber all diesen Widrigkeiten zum Trotz scheint Sony mit der PS5 vieles richtig zu machen. Starke Hardware, vielversprechende Spiele in Aussicht – und dann ist da noch dieser wunderbar neuartige Controller.

Einen ausführlichen Test zur Playstation 5 findet man übrigens hier.

PlayStation

Eine lange Reise

1994 hatte Sony beschlossen, in den Konsolenring zu steigen, um sich damals mit Größen wie Sega und Nintendo zu messen. 26 Jahre später, genau genommen am 19. November 2020, will man mit der Playstation 5 den mittlerweile sehr erfolgreichen Weg weiterführen. Die direkten Konkurrenten heißen aktuell Xbox Series X und Series S von Microsoft, doch die interessieren viele Playstation-User nicht.

Was macht die Brand so stark? Zunächst mit Sicherheit die Breite an Exklusivtiteln wie Uncharted, The Last of Us, God of War, Horizon, Ratchet and Clank oder Spider-Man. Aber auch Franchises, die primär mit der Marke Playstation verbunden werden, etwa Metal Gear Solid, neuere Final Fantasy Teile und Resident Evil. Mit all diesen Spielen hat es Sony in den letzten Jahrzehnten geschafft, sich eine große Fanbase aufzubauen. Diese steht, ähnlich wie Anhänger von Apple oder anderen starken Brands, hinter ihrer Konsole und ignoriert Services wie den durchaus reizvollen Game Pass auf Xbox und PC.

"Spider-Man: Miles Morales" ist einer der wenigen Starttitel, der allerdings auch für die PS4 erscheint.
Foto: Sony

Viel Technik und viel Gefühl

Nachdem man die letzte Generation gegen die Xbox One sehr eindeutig für sich entscheiden konnte, fängt man auch als erfolgreiche Playstation mit dem heutigen Datum bei null an. Mit zwei Versionen der Konsole will man die Bedürfnisse der Spieler befriedigen. Für 499 Euro gibt es die sehr leistungsstarke Hardware, inklusive 825GB SSD, 16GB GDDR6 Ram, 8K-Support und eines Ultra-HD-Blu-ray-Laufwerks. Für 399 Euro bekommt man dieselben Spezifikationen, allerdings muss man auf das Laufwerk verzichten.

Grundsätzlich also eine PS4 mit mehr Power und einer schnelleren Festplatte, die Ladezeiten im Vergleich drastisch verringert und höhere Auflösungen und Framerates erlaubt. Dazu gibt es eine neue Benutzeroberfläche und den heimlichen Star der Show: den Dualsense-Controller. Am grundsätzlichen Layout hat Sony auch 2020 nichts verändert, jedoch ist das Steuergerät in seinem Volumen etwas gewachsen.

Zudem sorgt eine verbesserte Vibrationsmechanik dafür, dass man Spiele jetzt mehr "spürt". Das Spannen eines Bogens wird dank der adaptiven Trigger mit zunehmender Dauer immer schwieriger, das Feuern von Waffen fühlt sich je nach Typ anders an. Das vorinstallierte Astro’s Playroom zeigt wunderbar, welche Möglichkeiten sich in der neuen Hardware verstecken. Beeindruckend, wenn man das einmal erlebt hat.

Der Dualsense-Controller fühlt sich tatsächlich sehr beeindruckend an.
Foto: Sony

Unterhaltungselektronik

Zum Start der Konsole ist das Next-Gen-, geschweige denn das Exklusiv-Line-up an Spielen, ähnlich wie beim Mitbewerb, nicht besonders mannigfaltig. Spiele wie Assassin’s Creed oder Call of Duty Black Ops: Cold War profitieren von den neuen Möglichkeiten und laufen auf der PS5 flüssiger und höher aufgelöst als ihr Gegenstück auf der PS4. Der Geheimtipp zum Start ist wohl das spielerisch unglaublich fordernde, aber gleichzeitig belohnende Demon’s Souls, ein technisch aufgemotztes PS3-Game, das aufgrund seines Schwierigkeitsgrads leider nicht alle Spieler da draußen ansprechen wird.

Neben Sackboy: A Big Adventure, einem kindgerechten Jump ’n’ Run für die ganze Familie, bleibt dann noch Spider-Man: Miles Morales: eine Fortsetzung des 2018er Hits Spider-Man, die jedoch auch für die PS4 erscheint. Nicht vergessen werden sollte das Action-Game Godfall. Nein, falsch. Es sollte vergessen werden.

Erstmals gibt es bereits zum Start zwei Konsolen. Der einzige Unterschied ist allerdings das Laufwerk, das sich nur in der teureren Version findet.
Foto: Sony

Wegen einer besonders großen Vielfalt an neuen, die Technik ausreizenden Spielen muss man also nicht auf die PS5 wechseln. Es gibt aktuelle Games mit schnelleren Ladezeiten und, sofern man einen 4K-TV oder Besseres zu Hause hat, ein wirklich schönes Bild. Als kleinen Bonus, vielleicht aufgrund des geringen Spieleangebots zum Start, bietet Playstation allen PS-Plus-Kunden die PS Plus Collection. 20 hochkarätige Titel aus der vergangenen Generation, etwa God of War oder Battlefield 1, finden sich gratis zum Download.

PS Plus ist der Abo-Dienst von Playstation, den man bezahlen muss, wenn man online spielen oder diverse Vorteile des Services in Anspruch nehmen will. Für zwölf Monate kostet der Dienst ca. 60 Euro.

Kostenlos kann man die meisten beliebten Apps installieren, etwa Netflix, Youtube oder Disney+. Einen Browser wie bei der PS4 gibt es nicht mehr.

Klein ist die Konsole tatsächlich nicht, ein Blickfang aber allemal.
Foto: STANDARD, aam

Design und Verfügbarkeit

Die Optik der Konsole ist tatsächlich sehr futuristisch ausgefallen. Wenn man sich an den Anblick gewöhnt, geht das Design in Ordnung. In jedem Fall ist die Konsole mit einer Höhe von 39 cm riesig ausgefallen. Man kann sie zwar auch hinlegen, aber selbst dann passt sie wohl kaum in ein klassisches TV-Regal. Hier darf man wohl in etwa drei Jahren mit einer neuen Version rechnen, die dann mit Sicherheit kompakter entworfen wird.

Was die Verfügbarkeit betrifft, ist man bei Sony leider dem Ansturm nicht gewachsen. Seit Wochen ist das Gerät ausverkauft und wird wohl zu überteuerten Preisen auf den diversen Zweitvermarktungsplattformen aufscheinen. Das ist ärgerlich, denn nach sieben Jahren konnte man damit rechnen, dass der Hype auch ohne große Gaming-Messen und trotz weltweiter Krise da sein wird. Man kann nur hoffen, dass bis Weihnachten noch Geräte nachgeliefert werden.

Die Version mit Disk-Laufwerk sieht nicht symmetrisch aus. Das stört aber kaum.
Foto: Sony

Zukunftsaussichten

Einige Spiele hat Sony diesen Sommer bereits angekündigt. 2021 soll etwa Hogwarts Legacy erscheinen, das in der Welt von Harry Potter spielt. Viele warten auch schon auf die Fortsetzung von Horizon Zero Dawn, bei dem der Spieler erneut in der Rolle von Aloy ums Überleben kämpfen wird. Ratchet and Clank: Rift Apart, God of War Ragnarök und einige Exlusivtitel mehr sind ebenfalls in Entwicklung.

Trotz dieser starken Titel ist sich Sony mit Sicherheit darüber im Klaren, dass man die Xbox in dieser Generation nicht unterschätzen darf. Microsoft hat zahlreiche Studios gekauft und bietet mit dem Game Pass einen Service, der alle Microsoft eigenen Spiele in einem fix bepreisten Abo inkludiert. Um hier konkurrenzfähig zu bleiben, muss bei aktuellen Preisen von rund 80 Euro für ein neues Spiel die Qualität künftig verlässlich im oberen Wertungsbereich festgenagelt sein. Ansonsten kann man den Vorsprung aus der vergangenen Generation ganz schnell wieder verspielen.

"Horizon Forbidden West" wird 2021 die Fortsetzung des erfolgreichen Prequels.
Foto: Sony

Wer seine PS4 noch schnell loswerden oder jetzt erst auf die aktuelle Generation umsteigen will, findet zum Beispiel auf Willhaben aktuell PS4-Konsolen ab 70 Euro. Das etwas stärkere Modell PS4 Pro kostet im Schnitt etwas mehr als 200 Euro. Mit ein wenig Glück sind auch schon ein paar Spiele und ein zweiter Controller dabei.

Fazit

Die PS5 ist eine konsequente Weiterentwicklung der Brand und wird aufgrund der starken Hardware und der angekündigten Software ein zukunftssicheres Konsolenleben genießen. Ja, in einigen Jahren wird wohl eine etwas schnellere Version erscheinen, wie das auch im Falle der PS4 (Pro) der Fall war, aber damit kann man sich als Early Adopter nicht aufhalten. Hat Microsoft auch ein gutes Angebot mit der Xbox Series X? Absolut. Kann man künftige God of War- oder The Last of Us-Games auf einer anderen Plattform spielen? Nein. Zu guter Letzt ist Sony die einzige Konsolenbrand, die weiterhin auf VR setzt.

An der Front finden sich ein USB-C- und ein USB-Anschluss.
Foto: Sony

Wer also sein Herz ohnehin schon vergeben hat, der wird in den nächsten Tagen oder Wochen mit einer PS5 keinen Fehlkauf tätigen. Aufgrund der fehlenden Kracher zum Start muss man aber auch nicht traurig sein, wenn man zu Weihnachten noch auf seiner alten Konsole spielt. (aam, 19.11.2020)