Die Nachbetrachtungen zum rot-pinken Koalitionspakt in Wien konzentrierten sich auf die Frage, ob die mächtige SPÖ die kleine Neos-Schar nicht hoffnungslos dominieren werde. Für Feinspitze dann noch die, ob die "sozialliberale" Koalition, von der Michael Ludwig dauernd spricht, nicht ein Modell auch für den Bund sein könne.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Neos-Wien Parteiobmann Christoph Wiederkehr.
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Aber ein mindestens so wichtiger Aspekt ist, dass sich die Neos in der Wiener Koalition mit bemerkenswerter Begeisterung das schwierigste Thema überhaupt geholt haben: die Schulen und die Integration, mit einem enormen Anteil an Kindern (mit und ohne Migrationshintergrund) mit Verständnisproblemen.

Christoph Wiederkehr (30) hat sich das Bildungsressort gewünscht. Und, nach eigener Aussage, eine Situation geerbt, wo nur 40 Prozent (!) der Pflichtschüler sinnerfassend lesen und schreiben können. Dafür wurde jetzt ein Sonderbudget in der Höhe von 120 Millionen Euro ausgehandelt. Zusatzlehrer und Sozialarbeiter sollen damit finanziert werden.

Weiß Wiederkehr, wissen die Neos, was sie sich da aufgebürdet haben? Es ist davon auszugehen, dass das so ist, und umso beachtlicher ist es, dass sie – entsprechend ihrem Motto "ohne Bildung kein Aufstieg" – sich dieses Riesenproblems annehmen wollen. In Wahrheit das größte Problem in Wien. Die frühere Arbeiterbildungspartei SPÖ hat es ihnen überlassen.

Da können die Neos scheitern oder berühmt werden. (Hans Rauscher, 18.11.2020)