Werden die Treibhausgasemissionen nicht eingebremst, dürfte die Schneedeckendauer in Österreich bis 2100 in tiefen Lagen um rund 90 Prozent abnehmen, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um mehr als 50 Prozent.

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Langfristig sind die Winter in Deutschland, Österreich und der Schweiz in allen Höhenlagen wärmer geworden. Und dieser Trend dürfte sich mit großer Wahrscheinlichkeit fortsetzen, wie am Donnerstag veröffentlichte Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigen.

In tiefen Lagen sei in den kommenden Jahrzehnten mit deutlich weniger Schnee zu rechnen. In Lagen oberhalb von etwa 1.500 bis 2.000 Metern dürfte zwar weiterhin ausreichend Naturschnee für Wintersport zu erwarten sein, das Zeitfenster wird aber immer kleiner. Ohne wirksame Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sei bis Ende des Jahrhunderts auch in hohen Lagen mit einer Abnahme der Schneedeckendauer von mehr als 50 Prozent auszugehen.

Lange Zeitreihen

Das klarste Signal des Klimawandels sei die in allen Jahreszeiten steigende Lufttemperatur. Dadurch gibt es immer weniger Schnee in tiefen Lagen, da es hier öfter regnet und bereits gefallener Schnee schneller schmilzt. In höheren Lagen ist es auch in milden Wintern meist kalt genug für Schnee.

Die Analyse langfristiger Trends sei jedoch teilweise schwierig, weil die Temperaturen im Winter von Jahr zu Jahr stark schwanken und sich auch große regionale Unterschiede zeigen. Zum Beispiel ist es erst bei Zeitreihen ab etwa 80 Jahren möglich, die natürlichen Schwankungen von den langfristigen Änderungen zu unterscheiden, die durch die Klimaerwärmung entstehen.

"Ein wichtiges Ziel der Klimaforschung der nationalen Wetterdienste in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist, detaillierte Klimaauswertungen zu Vergangenheit und Zukunft der Winter zur Verfügung zu stellen, damit eine sachliche Diskussion auf dem aktuellen Stand der Forschung möglich ist und über wichtige langfristige Maßnahmen entschieden werden kann", sagte Marc Olefs, Leiter der ZAMG-Klimaforschung.

Signifikante Erwärmung

Die vergangenen Jahre brachten in vielen europäischen Ländern die mildesten Winter der Messgeschichte. In Österreich liegen Messdaten seit der 253 Jahren vor, hier waren die Winter 2006/07, 2019/20 und auf Platz drei gleichauf 2013/14 und 2015/16 die wärmsten je aufgezeichneten.

Auch auf den Bergen werden die Winter in den deutschsprachigen Ländern milder. In den langfristigen Anstieg sind manchmal längere Phasen der Abkühlung eingelagert. So verzeichnete in Österreich das Sonnblick-Observatorium in 3.106 Meter Seehöhe in den vergangenen 30 Jahren eine leichte Abkühlung. Die gesamte 134-jährige Messgeschichte am Sonnblick zeigt aber eine statistisch signifikante Erwärmung im Winter von 1,9 Grad Celsius.

Zunehmender Schneeschwund

In tiefen Lagen haben die Temperaturen im Winter einen deutlich größeren Einfluss auf den Schnee als die Wetterlagen. Daher ist durch die Klimaerwärmung langfristig die Zahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke in tiefen Lagen deutlich zurückgegangen. Zu Beginn der Jahreszeit bildet sich später eine Schneedecke, und am Ende des Winters schmilzt er früher.

Zum Beispiel hat in Österreich die Zahl der Tage mit einer Schneedecke in Wien, Innsbruck und Graz in den letzten rund 90 Jahren um rund 30 Prozent abgenommen. Im Mittelland der Schweiz gab es bei der Zahl der Tage mit einer Schneedecke in den letzten 90 Jahren eine Reduktion zwischen 25 und 35 Prozent. In Deutschland ist die mittlere Anzahl der Schneedeckentage ebenfalls zurückgegangen.

Diese Trends setzen sich in den nächsten Jahrzehnten mit großer Wahrscheinlichkeit fort. Offen ist aber, wie stark die Änderungen ausfallen. Im Falle tiefgreifender Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen könnte die Erwärmung deutlich gedämpft werden. Dann würde auch die Abnahme der Tage mit Schneedecke geringer ausfallen, heißt es in der Aussendung der Wetterdienste.

Begrenzte Beschneiung

Bei ungebremsten Emissionen von Treibhausgasen würde die Schneedeckendauer in Österreich bis 2100 in tiefen Lagen um rund 90 Prozent abnehmen, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um etwas mehr als 50 Prozent. Bei Einhaltung des Pariser Abkommens wären die Auswirkungen nur etwa halb so stark.

Auf künstlich bewirtschafteten Flächen, etwa auf Pisten, hänge die weitere Entwicklung der Schneesicherheit stark von den lokalen Gegebenheiten (Höhenlage, Mikroklima, Anzahl an Schneekanonen, verfügbare Wassermenge, Effizienz) und der weiteren technologischen Entwicklung der Beschneiungstechnik ab. Zudem sorge der langfristige Anstieg der Wintertemperaturen in allen Höhenlagen für kürzere und seltenere Zeitfenster, in denen eine Beschneiung überhaupt möglich sei. (red, APA, 19.11.2020)