Foto: DER STANDARD/Koller
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Es ist eine ungewöhnliche Kooperation, die das Jahr 2020 hervorgebracht hat: auf der einen Seite der Büromöbelhersteller Herman Miller und auf der anderen Logitech, das sich mit PC-Zubehör einen Namen gemacht haben. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein Gaming-Sessel der Superlative, der "Embody". 1.276 Euro kostet dieser, also weit mehr als die meisten Konkurrenzprodukte. Zahlt sich der Aufpreis aus und wie sitzt man überhaupt auf so einem Luxusmöbel? DER STANDARD konnte über einen längeren Zeitraum Platz nehmen.

Kenner von Herman-Miller-Möbeln dürfte gleich auffallen, dass die Kooperation mit Logitech im Grunde kein gänzlich neues Produkt, sondern eine kleine Überarbeitung eines bestehenden Sessels ist. Mit dem Embody bietet der US-Hersteller seit geraumer Zeit nämlich bereits das Möbelstück an – nur eben ohne Logitech-Branding. Der Sessel ist mit einer Farbmischung aus Schwarz und Blau versehen, inklusive eines kleinen Fähnchens auf der Rückseite, auf der die beiden Hersteller abgebildet sind.

Logitech G

Schlicht und futuristisch

Im Gegensatz zu vielen anderen Gaming-Sesseln kommt die Kooperation von Herman Miller und Logitech in einem eher schlichten, aber futuristischen Design daher. Dieses weiß durchaus zu gefallen. In einem Büro würde der Sessel bis auf die Rückseite wohl nicht groß herausstechen, was durchaus für das Möbelstück spricht. Wer es etwa greller beziehungsweise auffälliger möchte, findet zahlreiche Alternativprodukte für deutlich weniger Geld.

Die Alleinstellungsmerkmale des Sessels liegen aber woanders, und zwar bei Komfort und Einstellungsmöglichkeiten. Der Embody ist dafür ausgelegt, dass man im Grunde einen kompletten Arbeitstag bequem darauf verbringen kann – dies ist tatsächlich der Fall. Selbst nach mehr als acht Stunden zwickt es nirgends beziehungsweise schläft nichts ein. Dies ist zwei Faktoren geschuldet: einerseits der Rückenlehne, die sich an den Rücken schmiegt und diesen unterstützt, andererseits dem Sitz, der unter anderem mit Kunststoffspulen das Gesäß angenehm trägt.

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Einfache Einstellung

Bis man das Komfortmaximum aus dem Sessel herausgekitzelt hat, bedarf es allerdings der erstmaligen Einstellung, die durchaus eine gewisse Zeit braucht. Der Embody bietet hier etliche Möglichkeiten. So kann der Sitz vergrößert oder verkleinert werden, die Höhe justiert, die Neigung mit vier Stufen angepasst werden und die Lehne je nach Geschmack den Rücken mehr oder weniger unterstützen. Die Armstützen lassen sich ebenso hinsichtlich der Höhe und Breite einstellen. Die vielen Möglichkeiten können durchaus überwältigend sein. Die zeitliche Investition lohnt sich aber, wenn man dann den "Sweet Spot" gefunden hat.

Die Einstellung passiert intuitiv – eine Gebrauchsanleitung muss dafür nicht extra studiert werden. Auch bei der Verarbeitungsqualität müssen dem Produkt Rosen gestreut werden. Der Sessel macht einen äußerst hochwertigen Eindruck und dürfte die nächsten Jahre und Jahrzehnte einen guten Dienst leisten. Der Hersteller selbst gibt immerhin zwölf Jahre Garantie. Die Möbel von Herman Miller sind auch auf dem Gebrauchtmarkt äußerst begehrt, wie ein kurzer Blick auf Willhaben, Ebay und Co zeigt. Beim Wiederverkauf kann somit ein guter Preis erzielt werden.

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Im Gegensatz zum normalen Embody wurde der Sessel laut Herman Miller nochmals für Gamer optimiert. Eine zusätzliche Schaumstoffschicht soll die aktive Sitzhaltung unterstützen und ein Kühlschaum Hitzestau verhindern. Dies konnte DER STANDARD nicht überprüfen. Wirft man jedoch einen Blick auf die Rezensionen zu der normalen Version des Sessels, dürfte dieser ohnehin keine Probleme in diesem Zusammenhang gehabt haben. Bevor man sich einen derart hochpreisigen Stuhl kauft, sollte man ihn aber ohnehin Probe sitzen.

Weniger Wehwehchen

An wen richtet sich das Produkt letztlich? Logitech und Herman Miller wollen ambitionierte Gamer und E-Sportler erreichen. Der Sessel soll Ermüdungserscheinungen vorbeugen und eine bessere Körperhaltung ermöglichen. Im Fall des Autors, der bestenfalls als Amateur-Gamer durchgeht, hat sich zwar nicht die spielerische Leistung verbessert, er aber durchaus dafür gesorgt, dass die kleinen Wehwehchen, die eine längere Gaming- beziehungsweise Arbeitssession mit sich bringt, verschwanden. Zuvor wurde übrigens "Markus" von Ikea verwendet – ein prinzipiell guter Bürosessel für vergleichsweise wenig Geld.

Der Gaming-Stuhl von Logitech und Herman Miller ist ein teurer Luxus, das sei vorweg gesagt. Wer jedoch beruflich beziehungsweise spielerisch täglich sehr viel sitzt, tut sich mit der hohen Investition selbst was Gutes. Der Embody bringt einen außergewöhnlich hohen Sitzkomfort und etliche Einstellungsmöglichkeiten mit, sodass man irgendwann die perfekte Haltung gefunden hat. Ein besserer Gamer wird man dadurch freilich nicht, nur der eigene Rücken wird es einem irgendwann einmal danken. (Daniel Koller, 20.11.2020)