Peter Schröcksnadel: "Es geht wie geplant weiter, in einer Bubble".

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Peter Schröcksnadel ist zufrieden und unzufrieden. Zufrieden mit dem Start in den alpinen Skiwinter, der sich am Wochenende mit zwei Damenslaloms in Levi im Norden Finnlands fortsetzt. "Es geht wie geplant weiter, in einer Bubble", sagt Schröcksnadel (79) dem STANDARD. Sölden sei "ein gelungener Auftakt" gewesen. "Die Strategie mit null Zuschauern und sehr starken Kontrollmechanismen ist aufgegangen."

Die Unzufriedenheit des Skiverbandspräsidenten, daraus machte er schon im ÖSV-Partnerorgan Kronen Zeitung kein Hehl, bezieht sich auf Bundeskanzler Sebastian Kurz und dessen Ministerriege. "Ich habe völlig mein Vertrauen in die Regierung verloren", sagte Schröcksnadel da, nun holt er im STANDARD noch einmal und weiter aus. "Es sind von der Regierung mehrere Dinge versäumt worden. Im Sommer hätte man die Zahl der Intensivbetten aufstocken und viele neue Pflegekräfte rekrutieren können. Man hätte in Schulen und Pflegeheimen viel früher mit regelmäßigen Testungen beginnen müssen."

Ein Lob für Wien

Laut Schröcksnadel ist Österreich "relativ unvorbereitet in diese zweite Welle gegangen, und das badet jetzt die Bevölkerung aus. Das ist schlechtes Management. Was, wenn auch noch eine arge Grippewelle kommt?" In dem Zusammenhang fragt sich der ÖSV-Präsident, "wieso nicht österreichweit gratis gegen Grippe geimpft wird. In Wien hat das der zuständige Stadtrat Hacker durchgesetzt, der hat das gut gemacht – aber alle anderen haben es verschlafen."

Natürlich gilt es abzuwarten, wie ganz abgesehen von den Alpinen der Skiwinter in den diversen Disziplinen los- und weitergeht. Die Skispringer heben am Wochenende in Wisla (Polen) sozusagen ab. Der Biathlon-Weltcup beginnt Ende November, Anfang Dezember mit zwei Veranstaltungen in Kontiolahti (Finnland). Hier wurde die Devise ausgegeben, möglichst wenig zu reisen. Nach Kontiolahti sollen ebenfalls zwei Weltcupbewerbe in Hochfilzen steigen.

Schröcksnadel spricht quasi für alle Disziplinen, wenn er meint, "dass eine Impfung gegen das Coronavirus, was das Publikum betrifft, für diese Weltcupsaison wahrscheinlich zu spät kommt".

Eine Idee für Kitzbühel

Das muss oder soll freilich nicht heißen, dass man im Skiverband schon von leeren Rängen bis Saisonende ausgeht. Schröcksnadel hofft, wie er sagt, "auf Antigentests. Da kann man sehr schnell feststellen: Wen kann ich hineinlassen und wen nicht? Das ist etwas, was man bei großen Sportveranstaltungen schon im Winter andenken könnte." Da denkt der Tiroler nicht nur an die Hahnenkammrennen in Kitzbühel, da denkt er auch an das Bergiselspringen in Innsbruck (3. Jänner), den dritten Bewerb der Vierschanzentournee. Beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf (29. Dezember) wird aktuell zumindest mit einigen Hundert Zusehern geplant, Oberstdorf veranstaltet auch die Nordische WM (ab 23. Februar).

Das Thema Massentestungen beschäftigt Schröcksnadel, da kommt er auch wieder auf die Regierung zu sprechen. "Ich halte den Plan, auf Massentestungen zu setzen, prinzipiell für gut", sagt der ÖSV-Präsident, schließt aber doch wieder einen Kritikpunkt an. "Der geplante Termin, am Ende des Lockdowns oder danach, ist aus meiner Sicht zu spät. Hätte man solche Testungen früher durchgeführt, hätten die, die negativ getestet wurden, gar nicht erst in den Lockdown müssen." (Fritz Neumann, 20.11.2020)