Kilian Stark (34) schafft es trotz Listenplatz 19 in den Wiener Landtag.

Foto: Grüne Wien/Pernegger

Mit internen Konflikten hat Kilian Stark Erfahrung. 2016 brachen kurz nach der Wahl des grünen Urgesteins Alexander Van der Bellen zum Bundespräsidenten Animositäten bei den Grünen auf, die im Wahlkampf unterdrückt worden waren. In Wien-Penzing wurde überraschend der bisherige Klubobmann Roland Kariger abgesägt, sein Nachfolger wurde Kilian Stark – über den Kariger aber kein schlechtes Wort verlieren wollte. Ein paar Monate später erlebte Starks Bezirksklub dann eine Absurdität: Ein grüner Bezirksrat wechselte zur FPÖ, weil ihm die Verkehrspolitik seiner eigenen Partei nicht mehr passte; die rot-grüne Mehrheit im Bezirk schwand dahin.

Auch in den vergangenen Wochen dürfte Stark als enger Mitarbeiter der einstigen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein einiges miterlebt haben. Und so kommt es, dass auch Starks größter politischer Erfolg, der jetzige Einzug in den Landtag und Gemeinderat, Nebeneffekt interner Auseinandersetzungen ist. Denn Stark schafft es nur in das Wiener Stadtparlament, weil seine frühere Chefin Hebein nach dem Vertrauensverlust im Klub auf ihr eigenes Mandat verzichtet hat. Da mit Peter Kraus und Judith Pühringer zwei vor ihm platzierte Grüne zu nicht amtsführenden Stadträten wurden, rutschte Stark nach.

Grün über Umwege

Ganz unabhängig davon ist bei seinen Kolleginnen und Kollegen die Freude über Starks Einzug groß. Er gilt als ausgewiesener Mobilitätsexperte, der viel Fachwissen mitbringt. "Zum Sch***en" sei es, dass zweimal täglich eine "Blechlawine" durch den 14. Bezirk rolle, sagte Stark in seinem Wahlwerbespot. Er will den Ausbau der Öffis forcieren, die Stadt begrünen und "gemeinsam die Welt retten".

Seinen Weg zu den Grünen fand Stark über Umwege: Ursprünglich engagierte er sich in der Österreichischen Hochschülerschaft bei den unabhängigen Fachschaftslisten, er war damals Student der Lebensmittel- und Biotechnologie an der Boku Wien, später auch Jus. Rund um die Studentenproteste 2009 lernte er die jetzige grüne Klubobfrau Sigrid Maurer kennen, die ihn seit damals schätzt. Rasch engagierte er sich auch in der Bezirkspolitik. In der ÖH machte Stark eine Trainerausbildung, seit 2013 ist er in der Erwachsenenbildung tätig. Der 34-Jährige ist Vater von drei Kindern und ausgebildeter Skilehrer. Parteifreunde attestieren ihm einen langen Atem und eine hohe Sachkompetenz. Er sei ein "bildungspolitischer Nerd" und ein Teamplayer, der auch führen könne. (Fabian Schmid, 19.11.2020)