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Technisch fit für New Work, menschlich auch?

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Der Blick in den aktuellen Führungs-Pulse-Survey der Berater von Deloitte ist interessant. Es entsteht ein Bild der Führungsriege, die von sich mehrheitlich glaubt, den Betrieb virtuell gut zu schupfen. Es zeigen sich Chefs, die trendige Beschlagwortung der New Leadership gut kennen und daher passend sagen können, was denn jetzt die Erfolgsfaktoren seien: Empathie, Vertrauen, soziale Kompetenz, Beziehungsfähigkeit usw usf. Allerdings ist zwischen diesen Schlagworten und dem Erfüllen derer im eigenen Job offenbar ein Gap.

So nennen etwa 66 Prozent der befragten Führungskräfte "Vertrauen in die Belegschaft" als einen zentralen Erfolgsfaktor in den aktuellen Umweltbedingungen mit Homeoffice, Virtualisierung – und natürlich den Mehrfachlasten von Erkrankten oder in Quarantäne Befindlichen. Gut gesprochen. Und wie viel Prozent vertrauen wirklich in die Kompetenzen der Mitarbeitenden? Nur 23 Prozent.

Über die Hälfte der Chefinnen und Chefs sagt zudem, dass gerade jetzt der Spielraum da sein muss, um Neues auszuprobieren. Klar, es lassen sich nicht alle alten analogen Abläufe eins zu eins digitalisieren. Da ist Improvisation und Ausprobieren gefragt. Wer glaubt, dass genauso viele Führungskräfte diesen Spielraum auch geben, wird enttäuscht.

Motivation hat keine Priorität

Dass Arbeitende derzeit die allergrößte Mühe mit der Organisation der Arbeitsabläufe haben, täglich versuchen müssen, im Homeoffice (und jetzt im Lockdown mit unterrichtsfreien Schulen) nicht durchzudrehen, ist ein Faktum. Dass das ein "Motivationsthema" (um im Management-Sprech zu bleiben) ist, muss nicht extra erwähnt werden. Allerdings: Für heimische Führungskräfte hat die "Organisation der Zusammenarbeit", "die Sicherung des Zusammengehörigkeitsgefühls" und die "Mitarbeitermotivation" wahrlich keine Priorität. Nur etwas mehr als ein Fünftel der Befragten finden das wichtig.

Dafür stellen sich die Führungskräfte beim Riesenthema "virtuelles Führen" selbst ein sehr gutes Zeugnis aus: Über 70 Prozent sagen, dass sie dafür fit sind. Dass damit hauptsächlich die Technikkompetenz der Bedienung digitaler Kommunikationswerkzeuge gemeint sein könnte – dieser Verdacht drängt sich auf.

Zumindest darf gezweifelt werden. Denn wenn die Mehrheit der Führung in Österreich es bereits klaglos geschafft hätte, den Spirit der Firma, Kreativität und Zusammenhalt, Fürsorge, Onboarding und Integration Neuer sowie Wertschätzung zu digitalisieren, dann könnte ja die gesamte Beraterbranche, die derzeit fieberhaft genau nach diesem Geheimnis des Wie sucht, einpacken. (kbau, 24.11.2020)