Deals wie im Dezember mit "Cyberpunk 2077" helfen der Marke Stadia mit Sicherheit.

Foto: Google

Am 19. November 2019 wurde Googles Cloud-Gaming-Service Stadia in 14 Ländern gestartet. Auf ausgewählten Android-Geräten konnte man von nun an bekannte Blockbuster wie Assassin's Creed kaufen und dann ohne teure Hardware im eigenen Wohnzimmer beispielsweise auf dem TV streamen. Ein nicht ganz reibungsloses Spielerlebnis, die fehlende Fokussierung auf die richtige Zielgruppe und ein Mangel an Games gestalteten den Start holprig. Nichtsdestotrotz will man im zweiten Jahr trotz starker Next-Gen-Konkurrenz angreifen. Auch deshalb, weil man sich aufgrund der einfachen Zugänglichkeit eine Nische abseits der Platzhirsche suchen will.

Stadia

Zielgruppe: Gamer, oder?

Der Gaming-Markt ist über die letzten 20 Jahre stetig gewachsen, hat andere Unterhaltungsbereiche wie Film oder Musik schon lange hinter sich gelassen. Das hat auch Google bemerkt und 2015 seinen Kanal Youtube Gaming gestartet, wo sowohl Streamern beim Spielen zugesehen werden kann, als auch sämtlicher Gaming-Content auf Youtube zusammengefasst wird. Eine Heimat für Gamer, die nicht nur auf Twitch zu Hause sein wollen.

2019 wagte Google aber noch einen weiteren Schritt. Mit dem Cloud-Gaming-Service Stadia signalisierte man einen direkten Angriff auf die Konkurrenz von Microsoft, Nintendo und Sony. Bei Stadia muss man Hardware-hungrige Spiele nicht herunterladen oder updaten, sondern streamt sie ohne Wartezeit auf das Device seiner Wahl. Im Hintergrund erledigen die Server von Google die Rechenarbeit. 4K (mit Stadia Pro) und gute Frameraten ohne 1.000-Euro-PC klingen auch heute noch attraktiv.

Der Controller ist keine Voraussetzung mehr, um Stadia nutzen zu können.
Foto: Google

Leider war die Kommunikation nicht ganz so einfach wie anfangs gedacht. Zunächst einmal musste man 130 Euro für den Controller und den Service bezahlen. Für das Abspielen benötigte man neben einer sehr stabilen und starken Internetleitung ausgewählte Android-Handys oder ein mit Chromecast verbundenes Fernsehgerät. Games waren im Service nicht inkludiert, Neuheiten wie Borderlands 3 oder Doom Eternal mussten zum Vollpreis gekauft werden. Multiplayer-Games wie Destiny 2 haderten mit der Tatsache, dass man sich Server nicht mit anderen Plattformen teilte, das heißt, nur mit anderen Stadia-Spielern in Multiplayer-Matches starten konnte. Bei fast leeren Servern ein ernüchterndes Erlebnis.

Die Website von Google Stadia.
Foto: Google

Neue Strategie: Mainstream

Für das zweite Jahr will Google einiges anders machen, scheint von den Kinderkrankheiten der letzten zwölf Monate gelernt zu haben. Zunächst ist der Dienst ab sofort kostenlos und damit der einzige kostenlose Cloud-Gaming-Service, den es gibt. Für eine Stadia-Anmeldung reicht ein Google-Konto. Auch der Stadia-Controller wird nicht mehr zwingend benötigt, es funktionieren die meisten Gaming-Controller mit Bluetooth. Damit sinkt die Einstiegshürde schon einmal deutlich, kann man den Dienst doch zunächst einmal gefahrlos und ohne Investment testen. Hinzu kommt die Kompatibilität in Richtung iOS, was die Menge an Spielern schlagartig erhöhen könnte. Normalerweise sperrt sich Apple gegen solche Angebote auf seinen Plattformen, aber Google verspricht hier, baldmöglichst erfolgreiche Neuigkeiten verkünden zu können.

Nach dem Motto "Software sells services" wandern jetzt erstmals Blockbuster-Games wie Destiny 2 in das kostenlose Abo von Stadia. Dieses Angebot soll laufend erweitert werden, um Spieler an die Plattform zu binden. Wichtig werden auch Deals mit Blockbustern wie Cyberpunk 2077 sein. Wer das Game zum Vollpreis für Stadia vorbestellt, bekommt "Stadia Premiere Edition" kostenlos dazu, das beinhaltet ein Chromecast Ultra und den Controller – zumindest solange der Vorrat reicht, sagt Google. Solche gelungenen Kooperationen und die Erweiterung der Stadia-Bibliothek auf rund 130 Titel bis Ende 2020 machen den Service attraktiver als in der Vergangenheit.

Ja, Stadia ist mittlerweile kostenlos, und einzig die Spiele müssen, wie auch beim Mitbewerb, erstanden werden. Aktuelle Beispiele sind etwa Assassin’s Creed Valhalla oder Watchdogs: Legion. Für Fans von Abos gibt es allerdings noch immer Stadia Pro um knapp zehn Euro im Monat, das ähnlich wie der Xbox Game Pass Spiele beinhaltet, die gratis gestreamt werden können. Ganz so umfangreich wie bei Microsoft ist das Angebot noch nicht, rund 65 Games sind derzeit inkludiert, zu den bekanntesten zählen PUBG, Thumper und Grid.

Eine aktuelle Übersicht der Services.
Foto: Google

Zugänglich und verfügbar

Nachdem man Branchengrößen wie Phil Harrison von Microsoft und Jade Raymond von Ubisoft rekrutiert hat, geht man nach und nach auch Partnerschaften mit Studios wie Harmonix oder Supermassive Games ein, um für künftigen Spielenachschub zu sorgen. Das größte Plus wird aber weiterhin der hürdenarme Zugang zum Service sein. Anmelden, loslegen. Einzige Voraussetzung sind ein Chrome-Browser, ein Android-Smartphone oder ein Chromecast Ultra. Letzteres ist nötig für das Spielen am TV-Gerät. Damit spricht man gezielt Leute an, denen 500 Euro für eine neue Konsole zu viel sind, die generell nicht jeden neuen Blockbuster besitzen müssen und unabhängig von Ort und Plattform kurz eine Runde spielen wollen.

Mit dem Mitbewerb will man sich nicht direkt messen, vielmehr dank Crossplay Spielern die freie Wahl lassen, wo und auf welchem Device sie spielen: zu Hause auf der Playstation, unterwegs am Handy via Stadia. Da braucht es allerdings noch Lösungen, dass man sich das Game dafür nicht zweimal kaufen muss. In jedem Fall sollen Stadia-Spieler genauso in Call of Duty oder Battlefield auf Playstation-Spieler treffen können, wie das jetzt Xbox- oder PC-Gamer bereits tun.

Google verspricht in der aktuellen Presseaussendung, die bereits erschlossenen 14 Länder erweitern zu wollen. Ob Österreich demnächst zu den offiziellen Stadia-Ländern gehören wird, wollte man bei Google nicht verraten. Anfang Dezember sollen weitere Informationen dazu folgen. (aam, 20.11.2020)