Mikaela Shiffrin hat mit 43 Slalomsiegen Stenmark (40) überboten. Das Rentier für ihren vierten Levi-Sieg hat sie 2019 (nach "Rudolph", "Sven" und "Mr. Gru") "Ingemar" getauft.

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Nach Sölden ist vor Levi. Dies gilt wegen der um zwei Wochen nach hinten verschobenen Parallelrennen in Lech/Zürs für die Frauen, aber nicht für die Männer, weil man bei der Planung des Rennkalenders wegen Corona Zusammentreffen abgesehen von Lech/Zürs möglichst vermeiden wollte. Daher müssen sich die Herren heuer bis 21. Dezember gedulden, ehe in Alta Badia ihr erster Saisoneinsatz in einem Slalom ansteht.

Mit dem Slalom-Doppel am Samstag und Sonntag (jeweils ab 10.15 Uhr/live ORF eins) soll auch der missglückte Riesentorlauf zum Auftakt des Ski-Weltcups in Sölden abgehakt sein, als Katharina Truppe als beste ÖSV-Läuferin lediglich 15. war. Da es nicht konstruktiv ist, sich in Frust zu suhlen, wurde die Pleite analysiert und weitergearbeitet, berichtet Christian Mitter. "Als Athlet und Trainer lebt man mit Rückschlägen", sagt der Damen-Cheftrainer.

Shiffrin guter Dinge

Negatives zu verarbeiten hatte auch Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin hatte den Saisonstart in Sölden wegen Rückenproblemen ausgelassen und seit dem Tod ihres Vaters Ende Jänner keinen Wettkampf mehr bestritten. 300 Tage nach ihrem letzten Einsatz gibt sie nun nördlich des Polarkreises ihr Comeback. Die vierfache Levi-Siegerin und sechsfache Gewinnerin der Slalomkugel blickt nach schweren Zeiten auf eine "unglaubliche Vorbereitung in Copper Mountain" zurück. "Ich weiß, dass ich viele gute Schwünge machen kann und fühle mich stark", so die 25-Jährige, die damit garantiert mehr Hetz hat als etwa ihre slowakische Herausforderin Petra Vlhová, die 2017 in Levi gewonnen hatte und den Slalom-Weltcup 2019/20 für sich entscheiden konnte.

Die ÖSV-Damen gehen mit größeren Ambitionen als zuletzt in Sölden an den Start. Mitter fordert eine Steigerung, schließlich seien seine Schützlinge "im Slalom besser drauf", was etwa Katharina Truppe vergangene Saison mit dritten Plätzen in Levi und Kranjska Gora bewies. Zwar haben coronabedingt internationale Vergleiche in gemeinsamen Trainings gefehlt, aber das Team sei mit sieben Starterinnen unter den besten 30 breit aufgestellt und man wolle versuchen, in die Spitze hineinzustoßen. "Es ist nicht so, dass wir einen Sechsfachsieg feiern werden, aber es schaut ganz gut aus", so Mitter.

Charterflug und Wirbel um Quarantäne

Zuletzt habe man die Variation gesucht und mit skandinavischem Schnee in Schweden gefunden. Nach dem Training in Kabdalis ging es wieder heimwärts um sich nach PCR-Tests rechtzeitig in die Blase begeben und den von der Fis organisierten Charterflug für den gesamten Weltcuptross von Zürich zurück in den Norden erreichen zu können. Lediglich die Norwegerinnen und Schwedinnen durften individuell anreisen.

Letztere wurden allerdings bei der Ankunft wegen eines positiv auf Corona getesteten Betreuers allesamt unter Quarantäne gestellt, was Weltcup-Gesamtsiegerin Federica Brignone auf die sprichwörtliche Palme brachte: "Wofür werden wir denn alle getestet? Wie kann es sein, dass alle Sportler einer Nation (die alle bei den Tests negativ sind) wegen eines positiven Coaches nicht zum Rennen dürfen?", schrieb die Italienerin auf Instagram.

Brignone fordert gleiche Regeln für alle

Von der Quarantäne ist etwa auch Anna Swenn-Larsson betroffen. Die Podiumskandidatin wird nun beide Slaloms in Lappland verpassen. Brignone fordert gleiche Regeln für alle, zumal ein Team im Fußball weiterspielen kann, auch wenn positive Fälle aufgetreten sind.

Alexis Pinturault sieht nach dem Verhängen der Quarantäne über das schwedische Team die Chancengleichheit gefährdet. Der Franzose fordert in einem Interview mit "Ski Chrono" die Veranstalter dazu auf, ihre Ablaufpläne zu überarbeiten.

Für alle Athleten und somit auch Bernadette Schild ist die Saison eine besondere. Die Dritte 2018 in Levi will ihre ersten beiden Slaloms in der Comeback-Saison "locker" bestreiten, und "nicht verkrampft auf Platzierung fahren". Vieles sei heuer anders, lediglich "zwischen Start und Ziel ist alles, wie es immer war." Bis dato habe sie sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das gewohnte Umfeld mit den üblichen Sozialkontakten beim Essen und Trainieren helfe dabei. Trister sieht es etwa für ihren Partner aus: "Er geht arbeiten und dann heim. Das war's". Für Skiathleten habe sich abgesehen von den Restriktionen und Vorschriften nicht viel geändert. "Wir sind gerade sehr privilegiert", sagt sie.

Podest als Ziel

Ziemlich unbeeindruckt von den äußeren Umständen zeigt sich Katharina Truppe. Es sei ein neues Jahr und eine neue Situation, nach Sölden habe man nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Auch sie wolle es locker angehen, weil sie nach Platz drei 2019 in Levi mehr Anspannung am Start erwarte und Druck für die Sache nicht förderlich sei. Ihr Ziel: "Ganz klar, wieder das Podest erreichen."

Ganz oben anklopfen könnte auch Katharina Liensberger, die vergangene Saison Dritte mit sechs Platzierungen unter die besten Sieben die konstanteste im Slalomteam und auch Dritte in der Spezialwertung war. Ihr Plan für Levi: "Solides Skifahren zeigen und mein Bestes geben". (Thomas Hirner, 20.11.2020)