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Zwei Herausforderungen stehen für die Bullen an: Erst Sturm, dann die Bayern.

Foto: REUTERS/Andreas Gebert

Salzburg/Graz/Linz/Hartberg/Altach/Wolfsberg – Red Bull Salzburg stimmt sich gegen Sturm auf den Champions-League-Hit bei Bayern München ein. Vier Tage vor dem Antreten beim Königsklassen-Titelverteidiger gastieren die unfreiwillig seit drei Wochen spielfreien Grazer beim Meister. Dieser will am Samstag (17.00 Uhr) sein Solo zum Titel mit dem siebenten Sieg im achten Bundesliga-Auftritt dieser Saison fortsetzen.

Jesse Marsch begrüßte am Donnerstagnachmittag die letzten seiner zuvor im Nationalteameinsatz weilenden Schützlinge wieder am Trainingsplatz. In der Länderspielpause stimmte der Amerikaner seine Rumpftruppe bereits auf die kommenden, "intensiven" fünf Wochen mit neun Spielen bis 20. Dezember ein. Gearbeitet wurde mit Blick auf die Champions League vermehrt an den Vorstellungen in der letzten Viertelstunde. Da kassierte Salzburg bei den Niederlagen gegen Atletico Madrid und die Bayern entscheidende Gegentore.

"Wir investieren in den ersten 75 Minuten viel, haben aber dann Fehler gemacht. Es hat mit der Konzentration in der letzten Phase zu tun, mit den Leistungen am Ball", betonte Marsch. Er habe auch analysiert, inwiefern er selbst mit seinen Einwechslungen auf das Spiel eingewirkt habe. Allzu groß spielen wollte der Coach dies aber nicht, er sprach von einem "reminder". Vergangene Saison hatte Salzburg vor allem im Finish noch zusetzen können. "Das brauchen wir wieder."

Gegen Sturm haben die Mozartstädter von den vergangenen neun Ligaspielen sieben gewonnen, die Grazer holten zweimal ein Remis. In dieser Saison habe sich der kommende Gegner stabil präsentiert, urteilte Marsch. "Sie haben nur vier Gegentore kassiert, verteidigen gut", erinnerte er. Stürmer Mergim Berisha merkte an: "Das ist ein anderes Sturm als im letzten Jahr." Der deutsche U21-Teamstürmer blickte natürlich dem Auftritt in München entgegen, gelobte aber naturgemäß, auch gegen Sturm "alles abzurufen".

Rotation ein Thema

Rotation war erneut Thema bei Salzburg. Marsch wollte erst einmal abwarten, wie sich seine Spieler nach ihren Auslandsreisen im Training präsentieren. Die Balance in der Elf sei wichtig. "Wir hatten viel Erfolg mit der Rotation, wir haben viele gute Spieler im Kader. Wichtig ist immer, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen." Patson Daka fehlt weiter aufgrund einer Muskelverletzung im Oberschenkel, Zlatko Junuzovic (Muskelprobleme) und Masaya Okugawa (Adduktoren) drohen am Wochenende auszufallen.

Bei Sturm war Rotation ein Fremdwort. Seit 1. November absolvierten die Steirer aufgrund von Spielabsagen im ÖFB-Cup (gegen Wacker Innsbruck) und der Liga (gegen WAC) kein Wettbewerbsspiel mehr. Nun steht ausgerechnet der schwere Gang nach Wals-Siezenheim an. Dort wollen sich die Grazer auf ihre Stärken besinnen. "Wir brauchen den Glauben an unsere Stärken, wollen nicht nur hinfahren und sagen, dass wir nichts zu verlieren haben. Wir wollen auf unsere Waffen setzen", sagte Trainer Christian Ilzer.

Chancenlos, so der Steirer, sei man in keinem Spiel. Auch nicht gegen Salzburg. "Aber wir brauchen dann in allen Bereichen unser Spitzenniveau", unterstrich Ilzer. Er will nach der Heimniederlage gegen den LASK – es war die erste der Saison – keine weitere folgen lassen. Ansonsten droht Sturm in der Tabelle aus den Top-Sechs zu fallen. Otar Kiteishvili absolvierte in dieser Woche bereits Teile des Mannschaftstrainings, für den Georgier kommt das Spiel aber noch zu früh. Defensivspieler Jon Gorenc-Stankovic könnte nach seiner Knieverletzung rechtzeitig fit werden.

LASK Favorit in Hartberg

Mit fünf Pflichtspielsiegen en suite reist der LASK als klarer Favorit zum Duell am Samstag (17.00 Uhr) nach Hartberg. Der drei Punkte hinter Salzburg liegende Tabellendritte will sich auch durch die Länderspielpause nicht bremsen lassen. "Wir konnten an vielen Dingen sehr gut arbeiten, haben unsere Spielabläufe weiter optimiert und können mit frischer Energie in die dritte Saisonphase starten", sagte ein optimistischer Trainer Dominik Thalhammer.

Auf den Tabellenzehnten aus Hartberg wartet denkbar "knackiger" Widerstand. Die Linzer präsentierten sich zuletzt auch als defensiv stark, kassierten in vier der jüngsten fünf Partien kein Gegentor, erzielten im Schnitt aber drei Treffer. "Das hohe Niveau, das wir uns erarbeitet haben, gilt es jetzt zu halten", mahnte Thalhammer. Dafür sorgte zuletzt auch Johannes Eggestein, der den verletzten Stürmer Marko Raguz mit Toren gegen Antwerpen und die Admira bestens vertrat.

Spaziergang wird das Duell für die Linzer aber keiner. "Wir stehen – wie so oft in der Liga – vor einem harten Stück Arbeit", betonte Thalhammer, dem unter der Woche Mittelfeldmann Lukas Grgic mit einer Wadenverletzung ausfiel. "Hartberg hat in der letzten Saison gut performt, in dieser Spielzeit wurden sie das eine oder andere Mal unter Wert geschlagen. Wir werden den TSV von der ersten Minute an konsequent bearbeiten müssen, um zum Erfolg zu kommen."

Tatsächlich läuft das Werkl bei den in der Vorsaison so starken Steirern noch nicht ganz rund – zumindest ergebnistechnisch. Denn das jüngste 0:2 bei Ried hatte angesichts mehrerer "Aluminium"-Treffer auch viel mit Pech zu tun. Markus Schopp bemängelte dementsprechend vor allem gewisse Fehlleistungen in der Defensive. "Wenn man solche Geschenke verteilt, darf man sich nicht wundern, wenn man verliert", meinte er nach der dritten Saisonniederlage, die ihn "extrem enttäuscht" zurückließ.

Für die Truppe des ehemaligen ÖFB-Teamkickers bringt das Duell mit einem nominell stärkeren Gegner jedenfalls eine große Herausforderung. "Der Prozess in Linz ist ein extrem positiver, und trotzdem sind wir in Hartberg gefordert, den einen oder anderen Punkt gutzumachen, den wir zuletzt hergegeben haben", betonte Schopp. "Das macht die Aufgabe extrem spannend und natürlich auch schwer. Doch bekanntlich wachsen wir mit unseren Aufgaben."

Starkes Programm für WAC

Mit dem Ende der Länderspielpause bricht für den WAC ein starkes Jahresfinish an. Neun Pflichtpartien stehen innerhalb von 30 Tagen an, den Auftakt macht am Samstag (17.00 Uhr) das Gastspiel in Altach. Immerhin hat sich die heikle Corona-Situation entspannt. Coach Ferdinand Feldhofer hat die meisten seiner Kicker wieder zur Verfügung und gab sich optimistisch: "Wir rechnen uns natürlich etwas aus."

In der Liga hatte man am 1. November mit dem 3:1 über die Admira nach drei Niederlagen in Folge zum erst zweiten Mal in dieser Saison voll angeschrieben. Man könne "mit einem Auge schon wieder auf die Tabelle schauen", atmete Feldhofer danach auf. Es folgte ein etwas bitteres 0:1 in der Europa League bei Dinamo Zagreb und schließlich der Corona-Cluster in Wolfsberg, der am 8. November sogar die Absage des Spiels gegen Sturm Graz erzwang. Feldhofer hatte im Training nur eine Handvoll Spieler zur Verfügung, erst im Laufe dieser Woche füllten sich die Reihen wieder langsam.

Am Freitag flogen die Kärntner nach Vorarlberg, um sich nach den aufreibenden Tagen zumindest die Reisestrapazen zu ersparen. "Seit Dienstag sind wir wieder in Richtung Normalität unterwegs", meinte Feldhofer, der eigenen Angaben nach aber noch immer zwei Corona-positive Spieler hat. Die Aussichten für die Partie in Altach seien zumindest nicht schlecht. "Vermutlich sind nicht alle bei hundert Prozent. Aber ich glaube nicht, dass wir daher kommen, und keine Chance haben", sagte der Steirer. Vor allem wenn es gelinge, an die zweite Hälfte gegen die Admira anzuschließen.

Punkte in der Liga kämen den "Wölfen" nicht ungelegen. Denn während Michael Liendl und Co. in der Europa League-Gruppenphase voll im Rennen um einen Platz im Sechzehntelfinale sind, stehen nach sechs Ligaspielen schon vier Niederlagen zu Buche. Nur gegen Hartberg und die Admira ging die Feldhofer-Truppe als Sieger vom Platz und hat damit aktuell einen Zähler mehr auf dem Konto als der SCR Altach.

Altachs Formkurve zeigte zuletzt leicht nach oben. Die "Ländle"-Truppe holte vier Punkte aus drei Spielen und vor der Länderspielpause ein 0:0 zuhause gegen die Austria – für Coach Alex Pastoor nach einer "viel kompakteren" Leistung "ein Riesenschritt". "Das Defensivverhalten hat im Austria-Spiel deutlich besser gepasst als zuvor. Das war allerdings auch nicht so schwer, wenn ich ehrlich bin", gestand Pastoor. (APA, 20.11.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zur 8. Runde der Fußball-Bundesliga am kommenden Wochenende (alle Spiele live auf Sky):

Samstag:

TSV Hartberg – LASK (Hartberg, Profertil-Arena, 17.00 Uhr, SR Kijas). Saisonergebnisse 2019/20: 1:2 (h), 1:5 (a), 2:1 (a), 1:5 (h)

Hartberg: Swete – Gölles, Rotter, Luckeneder, Klem – Yoda, Kainz – Heil, Rep, Horvath – Tadic

Ersatz: Sallinger – Lienhart, Maiga, Gollner, Ertlthaler, Ried, Chabbi

Es fehlen: Nimaga, Lema, Sturm, Rakowitz (alle verletzt)

LASK: Schlager – Wiesinger, Trauner, Filipovic – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Gruber, Eggestein, Balic

Ersatz: Gebauer – Ramsebner, Tscheberko, Andrade, Potzmann, Madsen, Haudum, Goiginger

Es fehlen: Raguz (Kreuzbandriss), Grgic (Muskelbündelriss in Wade)

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SCR Altach – Wolfsberger AC (Altach, Cashpoint Arena, 17.00 Uhr, SR Altmann). Saisonergebnisse 2019/20: 2:5 (a), 2:1 (h)

Altach: Kobras – Thurnwald, Anderson, Zwischenbrugger, Dabanli, Schreiner – Oum Gouet, Tartarotti, Fischer – Obasi, Maderner

Ersatz: Casali – Bumberger, Netzer, Karic, Wiss, Stefel, Edokpolor, Meilinger, D. Nussbaumer

Es fehlt: keiner

WAC: Kofler – Novak, Baumgartner, Lochoshvili, Scherzer – Taferner, Leitgeb, Liendl, Wernitznig – Dieng, Joveljic

Ersatz: Kuttin – Rnic, Peric, Giorbelidze, Pavelic, Stratznig, Peretz, Sprangler, Vizinger, Schmerböck

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FC Red Bull Salzburg – SK Sturm Graz (Wals-Siezenheim, Red-Bull-Arena, 17.00 Uhr, SR Spurny). Saisonergebnisse 2019/20: 1:1 (a), 2:0 (h), 5:1 (a), 5:2 (h).

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber, Ulmer – Okafor, E. Mwepu, Ashimeru, Szoboszlai – Berisha, Koita

Ersatz: Coronel – Kristensen, Solet, Farkas, Onguene, Camara, Adeyemi

Es fehlen: Daka (Muskelverletzung im Oberschenkel), Bernede (Schienbeinbruch)

Fraglich: Junuzovic (Muskelprobleme), Okugawa (Adduktoren)

Sturm: Siebenhandl – Ingolitsch, Nemeth, Wüthrich, Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic, Ljubic, Kuen – Friesenbichler, Jantscher

Ersatz: Schützenauer – Gazibegovic, Jäger, Huspek, F. Mwepu, Shabanhaxhaj, Balaj

Es fehlen: Kiteishvili (Muskelbündelriss), Geyrhofer (Sprunggelenksverletzung), Trummer (Kreuzbandriss)

Fraglich: Gorenc-Stankovic (Knie)