Die Bank in Mödling hat eines der modernsten Bankschließfachsysteme. Dennoch konnten Unbekannte die Zugangs- und Zugriffskontrolle austricksen.

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Es könnte der spektakulärste Banken-Coup der jüngeren Kriminalgeschichte werden: Bis Freitagnachmittag mussten drei Geldinstitute in Mödling, Klosterneuburg und Wien vermelden, dass ein Teil ihrer Schließfächer geknackt wurde – nicht mit brachialer Gewalt, sondern durch Austricksen der elektronischen Zugangsbeschränkungen und der Zugriffsberechtigung.

Im Fall der in Wien-Döbling betroffenen Bank geht die Polizei davon aus, dass die Diebe seit Oktober mit mehreren Zugriffen Schließfächer leerräumten. Wie sie das System, das den Zugang zu der betreffenden Räumlichkeit in dem Geldinstitut sichert, überbrückt haben, war Freitag noch unklar.

Millionenschaden kolportiert

Auch die Lücken im System der Banken in Niederösterreich waren vorerst noch ein Rätsel. Die Polizei geht von einer Tätergruppe aus, Bilder aus den Überwachungskameras könnten entscheidende Hinweise liefern. Weitere Fälle wurden nicht ausgeschlossen, Bankschließfächer werden von ihren wahren Inhabern manchmal nur sehr selten geöffnet. Über die Höhe der Beute gab es offiziell keine Angaben, mehrer Medien berichteten von einem Schaden in Millionenhöhe.

Keine hohe Versicherung üblich

Die betroffene Raiffeisenbank in Mödling hat laut Kurier eines der modernsten Schließfachsysteme: Die Schließfächer selbst werden in einem Safe gelagert, zu dem es für Kunden keinen Zutritt gibt. Ein Aufzugssystem bringt das Schließfach zu einer Ausgabestelle in einem Extraraum im Foyer. Die Legitimierung erfolgt via Bankkarte und einen Code.

Wer glaubt, dass Wertgegenstände in einem Bankschließfach immer gut versichert sind, ist vor bösen Überraschungen nicht gefeit. In der jährlichen Nutzungsgebühr ist zwar fast immer eine Versicherungssumme inkludiert, doch die beträgt nach STANDARD-Informationen meist nicht mehr als 3.000 bis 5.000 Euro. Da man nicht deklarieren muss, was man in einem Schließfach deponiert, sind in der Grundausstattung keine höheren Versicherungen vorgesehen. Es gibt aber auch Safezusatzversicherungen, die auf Kundenwünsche abgestimmt werden können.

Hoher Sicherheitsaufwand

In den USA ist der Gebrauch von Bankschließfächern in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Laut einem Bericht der "New York Times" vom Sommer des Vorjahres fahren große US-Banken den Service zurück, weil der Sicherheitsaufwand immer größer werde. Es gibt in den USA auch keine generell geregelten Entschädigungsansprüche für Verluste nach einem geknackten Bankschließfach. Opfer bleiben häufig auf ihren Schäden sitzen – außer die Täter werden geschnappt. Und das werden sie fast immer. Außer im Kino. (simo, 20.11.2020)