Anya Taylor-Joy in "The Queen’s Gambit".

Foto: PHIL BRAY/NETFLIX

Die Königinnen sind los! Auf Netflix zumindest. Die vierte Staffel von The Crown über die Royals wurde kürzlich veröffentlicht, aber bereits davor überzeugte eine neue Miniserie auf dem Streaming-Dienst mit königlichem Verve: The Queen’s Gambit. In der deutschen Übersetzung, Das Damengambit, klingt das etwas weniger glamourös, aber in der deutschen Schachsprache heißt die Queen nun einmal Dame, und darum geht’s: Schach.

Wunder- und Waisenkind

Das sieben Episoden starke Drama erzählt die (fiktionale) Lebensgeschichte des Wunder- und Waisenkinds Beth Harmon bis zur alles entscheidenden Partie. Sofort schafft es die Serie, auch schachunerfahrene Zuseher für die Welt aus 64 Feldern einzunehmen. Das liegt zu einem großen Teil am detailverliebten Setdesign und an der tollen Ausstattung. Am wichtigsten ist aber Beths Leidenschaft, die sich aufgrund der hervorragenden Performance der Schauspielerin Anya Taylor-Joy eins zu eins auf die Betrachter überträgt.

Netflix

Faszinierendes Porträt

Sofort möchte man loslegen und ein paar Bauern opfern! Das Damengambit ist nicht nur eine Geschichte über die großen Emotionen hinter einem oft trocken wirkenden Spiel, es ist ein faszinierendes Porträt über eine unkonventionelle junge Dame (!), die sich in den 50ern und 60ern in einer männlichen Domäne behauptet, ohne dass die Drehbuchautoren einem das moralinsauer ständig aufs Auge drücken würden. Stattdessen wird Beth als komplexer Charakter, der zwischen Schwäche und Stärke, Ohnmacht und Macht, Gewinnen-Wollen und Sich-Verlieren hin- und hergerissen ist, gezeigt. Dabei ist sie nicht immer sympathisch, trotzdem wünscht man sich, dass sie alle platt, äh, matt macht. (Amira Ben Saoud, 23.11.2020)