Die Besatzung der Fregatte Hamburg musste den türkischen Frachter wieder verlassen.

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Etwa 200 Kilometer nördlich der ostlibyschen Stadt Bengasi stoppte die deutsche Fregatte Hamburg am Sonntag einen verdächtigen Frachter. Der Hinweis war aus dem Hauptquartier der EU-geführten Mission Irini eingegangen, die den Waffenschmuggel in das Bürgerkriegsland Libyen eindämmen soll.

Der Frachter Rosaline A fährt unter türkischer Flagge, und die Bundeswehrsoldaten gehen an Bord – doch in letzter Minute müssen sie die Kontrolle der Fracht abbrechen, wie der "Spiegel" nun berichtet. Denn die Regierung in Ankara wehrte sich. Die türkischen Behörden teilten der EU-Mission mit, dass man der Kontrolle nicht zustimme. Mit Sonnenaufgang mussten die Deutschen am Montag Rosaline A wieder verlassen. Das Schiff soll in der Hafenstadt Misrata einlaufen.

Ausbildung libyscher Soldaten

Die Türkei unterstützt die international anerkannte Regierung in Tripolis – auch mit Waffen und Söldnern, die Ankara mit Schiffen und Flugzeugen liefert. Erst am Wochenende schlossen libysche Soldaten eine Ausbildung durch das türkische Militär ab. Die EU-Mission Irini bräuchte aber auch die Unterstützung der Türkei, um effektiv gegen den Schmuggel vorzugehen und Autorität zu haben.

Vorladung

Das Außenministerium in Ankara hat wegen des Vorfalls die Gesandten Deutschlands, Italiens und der Europäischen Union vorgeladen. In einer Erklärung des Ministeriums hieß es am Montag, damit protestiere man gegen den Versuch, das Schiff zu durchsuchen. (red, APA, 23.11.2020)