Noch sind Bengalkatzen zum Glück nicht gefährdet. Hier ist eines der zierlichen Tiere in eine Kamerafalle getappt.
Foto: André P. Silva, Surabhi Nadig und Navya R.

Der indische Subkontinent ist die einzige Region der Welt, in der Löwen und Leoparden auf Tiger treffen können. An seinen nördlichen Rändern leben mit dem Schneeleoparden und dem Nebelparder zwei weitere Großkatzen, und noch in historischer Zeit waren hier auch Geparde anzutreffen.

Im Schatten dieser großen und charismatischen Spezies existiert aber auch eine Vielfalt von Kleinkatzen, die ihresgleichen sucht. Mehr als ein Drittel aller weltweit existierenden Katzenarten ist in Indien beheimatet, berichtet die Universität Uppsala. Der Subkontinent sei ein wahrer Hotspot, was diese Raubtierfamilie betrifft.

Drei unterschiedliche Verwandte

Bei den meisten Kleinkatzen handelt es sich allerdings um scheue Tiere, über deren Lebensumstände daher auch recht wenig bekannt ist. En Team um André P. Silva von der Uni Uppsala hat sich nun daran gemacht, drei dieser Spezies vor den Vorhang zu holen: die Fischkatze (Prionailurus viverrinus), die Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) und die Rostkatze (Prionailurus rubiginosus).

Alle drei sind als Angehörige derselben Gattung nahe miteinander verwandt, um die 50 Zentimeter lang (Schwanz nicht miteingerechnet) und weisen ein geflecktes Fell auf. Und doch stellen sie an ihren jeweiligen Lebensraum ganz unterschiedliche Anforderungen. Was zugleich bedeutet, dass man unterschiedliche Faktoren miteinbeziehen muss, wenn man das Überleben dieser Arten sichern will.

Die Verteilung

Die Forscher erstellten zunächst eine Karte mit all den Orten, an denen es über die Jahre Sichtungen solcher Katzen gegeben hatte. Aus jüngster Vergangenheit standen auch Aufnahmen von Kamerafallen zur Verfügung. Daraus erstellten die Forscher anschließend ein Modell der ökologischen Nischen, denen sich die Tiere jeweils angepasst haben.

Die Bengalkatze fühlt sich offenbar in tropischen und subtropischen Wäldern zuhause, sie ist generell weit verbreitet. Die Rostkatze lebt bevorzugt in Laubwäldern, inklusive Gebirgsregionen. Dass man sie häufig auch in offenem Gelände antrifft, führen Forscher auf eine Verdrängung durch die ein bisschen größere Bengalkatze zurück – am liebsten wäre die Rostkatze aber (wieder) eine Waldbewohnerin. Die Fischkatze wiederum lebt in Feuchtgebieten und Mangrovensümpfen, sie ist im Gegensatz zum Großteil der Verwandtschaft eine routinierte Schwimmerin.

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Fischkatzen holen sich ihre Nahrung aus dem Wasser – und haben keine Hemmungen, dafür auch unterzutauchen.
Foto: REUTERS/Molly Riley

Das Modell der jeweils idealen Nische übertrugen die Forscher anschließend auf Karten, um zu überprüfen, wo es auf dem Subkontinent noch entsprechende Lebensräume gibt – und wie gut diese erhalten respektive geschützt sind. Das führte vor allem bei der Fischkatze zu einem ernüchternden Ergebnis: Nur sechs Prozent der für sie geeigneten Lebensräume haben Schutzstatus. Und insgesamt sind nur sechs bis elf Prozent der potenziellen Lebensräume für diese drei Katzenarten geschützt.

Es braucht mehr Schutzgebiete

Auch an den Rückzugsgebieten der beiden anderen Spezies nagt die Veränderung, und wieder zeigen sich zwischen den vermeintlich so ähnlichen Tieren Unterschiede. Der Rostkatze bekommt die Ausbreitung landwirtschaftlicher Flächen mit Bewässerungssystemen nicht. Das sei besorgniserregend, so die Forscher, denn just in den Hauptverbreitungsgebieten des Tiers ist der Anteil von Farmland laufend am Steigen. Der Bengalkatze hingegen setze vor allem der Klimawandel zu, ihr wird es in Teilen ihres Verbreitungsgebiets allmählich einfach zu heiß.

Der Schluss, den die Forscher in ihrer in "Scientific Reports" veröffentlichten Studie ziehen, ist einfach, wenn auch mühsam umzusetzen. Das bestehende Netzwerk an Schutzgebieten auf dem indischen Subkontinent müsse ausgeweitet werden, um den Bedürfnissen dieser Spezies besser gerecht zu werden. Nur so könnten diese kleinen, scheuen und seltenen Katzen auch in Zukunft überleben. (jdo, 29. 11. 2020)