Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist optimistisch, was eine Impfung betrifft. Betont aber, dass man auch nicht zu optimistisch sein dürfe.

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Wien – Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) geht davon aus, dass die ersten Corona-Impfstoffe bald verfügbar sein werden. Ein breites Scheitern der Entwicklung hält er für unwahrscheinlich. "Da müsste im Marktzulassungsprozess unglaublich viel schiefgehen, wovon ich nicht ausgehe", sagte der Minister am Montag bei einer Pressekonferenz. "Wir werden laut meiner Prognose ein paar hunderttausend Dosen im Laufe des Jänners haben."

Die Bevölkerung dürfe sich aber keine Illusionen machen, dass die Pandemie damit beendet sei. Vielmehr könne man mit einer Impfung das Risiko nur Schritt für Schritt reduzieren, das sei ein "Prozess bis hin in den Sommer".

Zielwert 0,8

Die Zeit nach dem voraussichtlichen Ende des Lockdowns am 6. Dezember stünde im Zeichen einer vorsichtigen Lockerung der Maßnahmen: "Es wird auch bei uns keine Öffnung geben in dem Sinn, dass am 7. Dezember alles so ist wie vor der Pandemie", sagte Anschober.

Die Regierung habe sich keine konkrete Zahl an Neuinfektionen zum Ziel gesetzt. Entscheidend sei die Reproduktionszahl, die anzeigt, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. "Wir wollen da deutlich unter eins, unter 0,9, wenn es irgendwie geht, auf 0,8 kommen."

Südtiroler Digitalisierung als Vorbild

Aktuell befinde sich Österreich bei den Infektionen "auf einem extrem hohen Niveau", die Zahlen stabilisierten sich aber. Man merke, dass die Maßnahmen in ersten Ansätzen langsam zu wirken beginnen würden. "Das sollte uns mit Hoffnung erfüllen, in dem Sinn, dass es uns motiviert", weiter konsequent Kontakte zu reduzieren, sagte der Gesundheitsminister. "Wir müssen bis zum Ende eines harten Lockdowns noch einen weiten weg hinuntergehen."

Die Massentests in Südtirol am vergangenen Wochenende habe man sich in seinem Ministerium sehr genau angeschaut. Wichtig dabei sei, die Bevölkerung einzubinden und die Infrastruktur breit aufzusetzen. Anschober habe "das digitale Herangehen an eine große Testung" beeindruckend gefunden. Man berücksichtige das auch bei den österreichischen Plänen für Massentests.

Nikolo im Konzept

Im Gesundheitsministerium arbeite man derzeit an einem Lockerungs- und einem Schutzkonzept für die Zeit nach dem Lockdown, erklärte Anschober. Um Ansteckungen bei Familienfeiern am 6. Dezember zu verhindern, sei auch der "von mir sehr geschätzte Nikolaus" Teil dieser Konzepte.

Welche Maßnahmen gut wirken

Der Komplexitätsforscher Peter Klimek präsentierte bei der Pressekonferenz eine breit angelegte, internationale Untersuchung zur Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen im März und April. Wobei: "So etwas wie die Wirksamkeit einer Maßnahme in Isolation gibt es nicht", dafür seien die Lebensbereiche zu eng ineinander verflochten, erklärte der Wissenschafter.

Einiges lasse sich aber statistisch herausrechnen. So sei die wirksamste Maßnahme laut der Studie die Beschränkung des Zusammentreffens kleiner Gruppen – das betrifft Schließungen der Gastronomie, Homeoffice und Beschränkungen für Hochzeiten, Begräbnisse sowie Familienfeiern.

Schulschließungen bedingter Faktor

Am zweitwirksamsten (mit einigem Abstand) war demnach weltweit die "Schließung von Ausbildungsstätten". Allerdings: Jede Maßnahme hat auch negative Nebenwirkungen. Und bei der Schließung von Kindergärten und Volksschulen würden diese den Nutzen überwiegen.

Ebenfalls als wirksam erwiesen hätten sich Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Kaum effektiv waren dagegen "Maßnahmen, die auf den öffentlichen Nahverkehr abzielen", und die Desinfektion und Reinigung von Oberflächen. (sefe, 23.11.2020)