Sebastian Bauer betreibt seit 2017 die kleine Vinothek "Piemontissimo" in der Wiener Neustiftgasse. In den Monaten vor der Krise habe er zum ersten Mal mit seinem Weinhandel Geld verdient, so Bauer – das habe sich mit der Pandemie schlagartig geändert.

Sebastian Bauer

Wenigstens waren im zweiten Lockdown die Regeln sofort klar. Im ersten hieß es zuerst bei der Wirtschaftskammer, Vinotheken sollten besser schließen. Nach zwei Wochen hieß es, wir gehören zum Agrarhandel und dürfen öffnen. Man wollte sich wohl vor Angriffen größerer Player wie Wein & Co schützen. Deren Umsätze wandern zwar an die Supermarktketten – aber wer soll sich beschweren, sie dürfen ja eh geöffnet haben.

In der Zwickmühle

Mich bringt das jedenfalls in eine Zwickmühle: Wein und Spezialitäten aus dem Piemont gehören nicht zu den gefragtesten Waren im Lockdown. Ich darf offen haben und maximal zwei Leute ins Geschäft lassen – Schlangen bilden sich trotzdem keine vor der Tür. Und für das entgangene Geschäft werde ich auch kaum entschädigt. Das Piemontissimo ist Handel und Gastronomie zugleich, ich verdiene normalerweise auch mit dem jetzt im Lockdown verbotenen Ausschank.

Ob ich anteilig für den Umsatzersatz ansuchen werde, kann ich aber noch nicht sagen. Es wäre wahnsinnig aufwendig nachzuweisen, was ich mit dem Verkauf von Flaschen und was ich mit dem Ausschank von Wein verdient habe. Immerhin habe ich aus dem Härtefallfonds 500 Euro bekommen. Das ist besser als nichts.

Bis zur Krise gewachsen

Die Hilfen sind nun einmal so gestaltet, dass ich bei vielen Kriterien durchfalle. Als junges Unternehmen bin ich bis Anfang der Krise sehr stark gewachsen. Das Piemontissimo gibt es erst seit Oktober 2017 – und es dauert, bis man sich eine leiwande Kundschaft aufgebaut hat. Ich habe in den Monaten vor Ausbruch der Pandemie zum ersten Mal mit meinem Geschäft verdient. Deshalb sind meine Umsätze im Jahresvergleich zu wenig stark zurückgegangen, um etwa den Fixkostenzuschuss zu beantragen.

Es gibt viele Unternehmer, die sich fürchterlich über die Situation aufregen. Ich sehe die Sache etwas stoischer: Das Spielfeld ist abgesteckt, die Regeln sind geschrieben, der Schiedsrichter ist ernannt. Ich konzentriere mich ausschließlich auf das Spiel und beschwere mich nicht, dass die Regeln unfair seien oder der Schiedsrichter parteiisch. Ich habe zusätzlich einen kleinen Onlineshop aufgebaut und werde die Corona-Krise schon irgendwie durchstehen. (luis, 24.11.2020)