Touristinnen und Touristen mit ihren Rollkoffern bleiben derzeit aus – das wirkt sich auf das Wohnungsangebot aus.

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In den letzten Jahren war es für viele Vermieter attraktiv, ihre Wohnungen nicht mehr regulär und langfristig zu vermieten, sondern sie möbliert Urlaubern und Geschäftsreisenden auf Plattformen wie Airbnb für einige Tage oder Wochen zur Verfügung zu stellen. Dadurch, so ihre Rechnung, lasse sich mehr Geld lukrieren – und flexibel bleibe man bei der Vermietung obendrein.

Das Problem: Wohnbauforscher warnen seit langem, dass der Entzug dieser Wohnungen vom normalen Mietmarkt die Mietpreise weiter anheize. In bei Urlaubern besonders beliebten Städten wie Barcelona kam es daher in der Vergangenheit immer wieder zu Protesten der Bevölkerung.

Vier österreichische Städte

Doch dann kam im heurigen Frühjahr die Corona-Krise – und mit ihr blieben Urlauber und Geschäftsreisende von einem Tag auf den anderen plötzlich aus. Und die somit nicht mehr genutzten Airbnb-Wohnungen? Die landeten zum Teil wieder am regulären Mietmarkt, wie eine Studie des Stadt- und Wohnbauforschers Justin Kadi an der TU Wien nun zeigt.

Mit seinem Team hat er Online-Plattformen für Mietwohnungen in vier österreichischen Städten – Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz – von März bis Ende Mai des heurigen Jahres unter die Lupe genommen. In unterschiedlicher Ausprägung nahm in allen Städten das Angebot an inserierten Mietwohnungen zu.

Das bedeutet natürlich nicht per se, dass es sich dabei nur um Airbnb-Wohnungen handelte. Möglich wäre auch, dass es sich um gerade fertiggestellte Projekte handelte oder um zuvor ungenutzte Wohnungen. Allerdings wäre das in diesem Ausmaß und in Zeiten einer Pandemie sehr ungewöhnlich, heißt es in der Studie.

Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden aber nicht nur reguläre Mietwohnungen, sondern auch die Unterkategorie möblierte Wohnungen analysiert, weil diese wohl am ehesten als Ferienwohnungen vermietet werden. Auch hier legte das Angebot auf den beiden untersuchten Plattformen stark zu. Besonders stark zeigt sich der Zuwachs an möblierten Wohnungen auf einer der Plattformen in Wien, auf der es ein Plus von 45 Prozent (also ein Plus von 710 Wohnungsinseraten) gab.

Schlechte Nachricht für Wohnungssuchende

Die schlechte Nachricht für Menschen auf Wohnungssuche ist aber: Auf die Mieten hat sich das größere Angebot nicht wesentlich ausgewirkt. In Wien blieben diese bei den inserierten Wohnungen stabil, in Graz und Salzburg sind sie sogar leicht gestiegen. Nur in Innsbruck sind die Angebotsmieten minimal gesunken.

Eine mögliche Erklärung für die geringen Auswirkungen des gewachsenen Angebots könnte sein, dass die Mieten erst mit Verzögerung sinken oder dass die unveränderte Nachfrage von Wohnungssuchenden die Preise weiter treibt, heißt es in der Studie.

Offen ist nun auch, wie lange dieser Corona-Effekt anhält. Denn wenn die Touristinnen und Touristen wieder zurückkehren, könnten die Airbnb-Wohnungen auch wieder vom regulären Mietwohnungsmarkt verschwinden. Klar ist: Weitere Studien werden folgen. (Franziska Zoidl, 24.11.2020)