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Hauptschiedsrichter Jerome Boger (Mitte) und seine historische Crew.

Foto: AP/Jason Behnken

Tampa – Nur auf den ersten Blick war es ein ziemlich gewöhnlicher Abend in der National Football League (NFL). Die Tampa Bay Buccaneers unterlagen den Los Angeles Rams. Star-Quarterback Tom Brady patzte zwar, in die Geschichte geht dieses Monday Night Game aber wegen der Schiedsrichter ein. Die NFL hatte erstmals eine komplett mit Schwarzen besetzte Crew zum Einsatz gebracht.

Das ist bemerkenswert, da die größte US-Sportliga im Kampf um Gleichberechtigung und gegen strukturellen Rassismus bisher kaum Akzente setzte. "Stolz" sei er auf seine Teilnahme "an diesem historischen Spiel", sagte Referee Jerome Boger, der die Partie mit seinen sechs Assistenten leitete. Der 65-Jährige ist ein erfahrener Mann. Er war 2006 als erst dritter schwarzer Hauptschiedsrichter in die NFL gekommen. Nur Johnny Grier (1989) und Mike Carey (1995) erhielten vor ihm die Chance. Auch Carey sprach von einem "speziellen Moment", aber: "Das hätte schon viel früher passieren müssen."

Dass es jetzt passierte, war kein Zufall. Im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung kam auch die NFL zu überfälligen Einsichten. "Wir verurteilen Rassismus und die systematische Unterdrückung Schwarzer", sagte Commissioner Roger Goodell auch für die Klubbesitzer, "es war falsch, dass wir nicht schon früher auf die Spieler gehört haben, dass wir nicht früher zu friedlichem Protest ermutigt haben."

Einen Protest, wie ihn 2016 Colin Kaepernick, der Ex-Quarterback der San Francisco 49ers erstmals setzte, indem er während der Hymne kniete. Viele Spieler folgten dem Beispiel – die Liga allerdings ließ Kaepernick fallen. Mike Carey, der 2008 als erster Schwarzer einen Super Bowl leitete, ist optimistisch, will aber mehr Engagement, sonst bleibe Tampa nur ein Beispiel für "hervorragende PR-Arbeit". (sid, red, 24.11.2020)