Im März haben sich Harry und Meghan aus der ersten Reihe des britischen Königshauses zurückgezogen.

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Zuletzt war von Meghan Markle vor allem im Zusammenhang mit ihrer Klage auf Privatsphäre gegen britische Medien die Rede. Nun hat die Herzogin von Sussex auf berührende Weise einen höchst privaten Moment beschrieben und damit großes Echo ausgelöst: Sie habe im Juli eine Fehlgeburt erlitten, schrieb die 39-Jährige in einem Stück für die "New York Times".

Sie forderte ihr weltweites Publikum ausdrücklich dazu auf, sich gegenseitig nach dem persönlichen Wohlbefinden zu erkundigen: "Sind wir okay? Wir werden es sein."

Wiegenlied zur Beruhigung

Markle beschreibt in dem Artikel jenen Moment, den jedes Jahr Millionen von Frauen durchleiden: Mit ihrem damals 14 Monate alten Sohn Archie auf dem Arm habe sie plötzlich einen "schweren Krampf" gespürt und sich setzen müssen. "Ich sang ihm ein Wiegenlied, dessen fröhliche Melodie in starkem Kontrast stand zu meinem Gefühl: Hier stimmt was nicht."

Wenige Stunden hätten ihr Mann, Prinz Harry, und sie im Krankenhaus den Verlust ihres zweiten Kindes beweint. "Ich versuchte mir vorzustellen, wie unsere Heilung aussehen würde."

Keine Statistik

Zu Fehlgeburten gibt es keine zuverlässige Statistik; erfahrene Gynäkologen schätzen aber, dass jede vierte Schwangerschaft vorzeitig zu Ende geht. Meist tritt der traurige Fall in den ersten acht Wochen ein. Sobald die ersten drei Monate überwunden sind, sinkt das Risiko stark. In ihrem Artikel macht die Herzogin keine Angaben zur Dauer ihrer Schwangerschaft.

Einer umfassenden norwegischen Studie zufolge steigt das Risiko mit zunehmendem Lebensalter erheblich an. Statistisch gesehen erleidet jede zehnte Frau unter 30 das Ende ihrer Schwangerschaft; zwischen 35 und 39 Jahren – Meghan Markle steht im 40. Lebensjahr – sind 20 Prozent betroffen, bei den mehr als 45-Jährigen sogar 53 Prozent.

"Wichtiger Schritt"

Britische Expertinnen und Ärztinnen machten der Herzogin für ihre Offenheit Komplimente. Der vorzeitige Tod eines Babys sei noch immer "ein echtes Tabu", sagt Sophie King von der Hilfsorganisation Tommy's. Die öffentliche Darstellung eines prominenten Falles sei "ein wichtiger Schritt, das Stigma und die Beschämung loszuwerden". Frühe Fehlgeburten würden die Mütter und Väter oft hart treffen, weiß Christine Ekechi vom britischen Gynäkologenverband.

Wie die Herzogin haben in jüngster Zeit auch andere Prominente ihr persönliches Leid öffentlich mitgeteilt und damit versucht, die Isolierung zu überwinden, die viele Betroffene spüren. Vor zwei Jahren berichtete Zara Tindall, Enkelin von Königin Elizabeth II und Tochter von Prinzessin Anne, sie habe zwischen der Geburt ihrer beiden Töchter zwei Fehlgeburten durchgemacht. "Zunächst redete ich nicht darüber, da tat es zu sehr weh." Beim ersten Mal habe sie das tote Kind zur Welt bringen müssen.

Eine ähnliche Erfahrung machte im September diesen Jahres das US-Model Christine Teigen. Dass sie auf sozialen Netzwerken Fotos aus dem Krankenhaus zeigte, brachte der 34-Jährigen viel Zuspruch. (Sebastian Borger aus London, 25.11.2020)