Schulen sollen unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen als Erstes wieder geöffnet werden, Lehrer werden getestet.

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Wien – Die Regierung will am kommenden Mittwoch den Fahrplan für die Öffnungsschritte nach dem Lockdown vorlegen. Klar sei, dass Schulen und der Handel zuerst wieder geöffnet werden, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerrat. "Wir werden nichts überstürzen." Die Öffnung werde "behutsam, vorsichtig und nur schrittweise erfolgen". Ob es ähnlich wie in Deutschland Regelungen für Weihnachten und Silvester geben wird, wie viele Personen man treffen darf, werde stark von den Infektionszahlen abhängen.

Die Feiertage seien eine kritische Phase, betonte Kurz. Der Kanzler wollte sich auch nicht darauf festlegen, wann etwa die Skigebiete wieder aufsperren können. "Wir sind alle keine Hellseher." Skifahren sei einer von vielen Bereichen. Man werde versuchen, bei den Öffnungsschritten sinnvoll und gerecht zu entscheiden. "Zusperren ist immer einfacher als öffnen", erwartet Kurz keinen leichten Prozess.

Öffnung beginnt bei Schulen und Handel

Wie genau vorgegangen wird, will die Regierung nächsten Mittwoch im Ministerrat beschließen. Klar ist zumindest, dass nach dem Lockdown mit den Schulen und dem Handel begonnen werden soll. Wie die Schulen nach dem Lockdown konkret starten werden, konnte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) noch nicht sagen. Diskutiert würden derzeit die Bereiche Mund-Nasen-Schutz und Schichtbetrieb, aber auch die Verlegung von Klassen in größere Räumlichkeiten.

Am ersten Dezemberwochenende werden jedenfalls österreichweit die Pädaginnen und Pädagogen getestet. Bildungsminister Faßmann betonte zwar, dass die Tests für die Lehrerinnen und Lehrer freiwillig und kostenlos seien. Dennoch dürfte eine Verweigerung nicht ohne Konsequenzen bleiben: So sei es ein "Akt der Solidarität", einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, und er halte es für "legitim, dieses solidarische Verhalten zu verlangen", wenn sich jemand nicht testen lasse, bestätigte Faßmann Überlegungen im Bildungsministerium für eine Verpflichtung zum Maskentragen.

Wien will nach Lockdown sofort Unterrichtsbeginn

Wien pocht indes auf die Wiederaufnahme des Unterrichts an Schulen unmittelbar nach dem Ende des Lockdowns am 7. Dezember. "Die Schule muss das Erste sein, was wieder hochgefahren wird", sagte der frischgebackene Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Mittwoch in seiner ersten Pressekonferenz als Ressortchef. Unterstützt wurde er dabei von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ): "Es ist uns wichtig, klarzumachen: Die Schule ist kein gefährlicher Ort."

Weil man aber auch für Post-Lockdown-Zeiten vorsorgen muss, wird gerade sondiert, wie Schulen die Kinder und Jugendlichen auf möglichst viel Platz unterrichten können. Hacker sprach davon, dass die Bildungseinrichtungen "zusätzliche Räume dazubuchen können". Auf Nachfrage bei der Wiener Bildungsdirektion heißt es, im Bereich der höheren Schulen werde eine Kooperation mit Hotels geplant, deren Seminarräume derzeit ohnehin leer stehen. Das Ganze soll ohne zusätzliche Kosten ablaufen.

Derzeit gebe es viele Probleme: Für Eltern sei es teils schwierig, Homeoffice und Homeschooling unter einen Hut zu bringen. Die wenigsten würden eben über Raumverhältnisse "in Villengröße" verfügen, meinte Hacker: "Oft spielt sich alles auf dem Küchentisch ab." Schüler würden zudem über Lerndefizite klagen. Lehrer würden berichten, dass die Versorgung mit Schutzausrüstung durch das Bildungsministerium nicht gut funktioniere. Wien biete daher an, die Lieferung zu übernehmen, meinte Hacker.

Impfungen ab Jänner

Im Ministerrat wurde am Mittwoch die Impfstrategie beschlossen, bekanntlich sollen die ersten Impfungen im Jänner starten. Auch wenn die Impfung schon greifbar nahe sei, bedeute das nicht, dass im Jänner schon alles gelöst ist, mahnte Kurz, es stünden "noch einige harten Monate vor uns". Eine Impfpflicht werde es nicht geben, bekräftigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), aber eine "dringende Empfehlung", sich impfen zu lassen.

Die Infektionszahlen seien nach wie vor "dramatisch" hoch, erklärte Anschober. Ende der Woche sollte man endlich "deutliche Konsequenzen" aus dem Lockdown sehen, denn "wir können von einer Trendwende in Österreich absolut noch nicht sprechen". (APA, red, 25.11.2020)