Global boomen die Börsen. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial Average knackte diese Woche erstmals die Marke von 30.000 Punkten. In Europa muss der Stoxx-600-Index noch etwas aufholen, um seinen bisherigen Rekordwert vom Februar zu erreichen, aber mit einem kräftigen Plus im November könnte Europas breites Börsenbarometer den stärksten Monat seiner Geschichte erzielen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes höchste Zeit für Sparer, darüber nachzudenken, ob sie an den Märkten etwas verpassen.

Was ist mit der globalen Pandemie, tiefster Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg und Rekordarbeitslosigkeit? Wir stecken global in der zweiten Corona-Welle. Keiner weiß, welche wirtschaftlichen Folgeschäden von Pleitewellen bis Schuldenkrisen noch bevorstehen. Sind Märkte, die sich scheinbar von der Realität entkoppelt haben, nicht auf Kurs in eine Spekulationsblase?

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Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial Average knackte diese Woche erstmals die Marke von 30.000 Punkten.
Foto: AP/Nicole Pereira

Das Krisenjahr 2020 hat gezeigt, worin die Stärken der Börsen liegen. Als sich das Virus zu Jahresbeginn ausbreitete und eine Volkswirtschaft nach der anderen massive Verluste im Lockdown erlitt, krachte es an den Märkten ordentlich. Doch schon bald begannen die Kurse wieder zu klettern. Staaten pumpten massiv Geld in die Wirtschaft, Notenbanken verliehen Regierungen finanzielle Rückendeckung. Dazu kam, dass sich einzelne Branchen als Träger des Booms herauskristallisierten.

Verändertes Konsumverhalten

Tech-Riesen wie Amazon, Apple oder Microsoft profitierten vom veränderten Konsumverhalten und dem Schwenk zum Homeoffice. Auch viele Pharmakonzerne machen gutes Geschäft während einer Pandemie. Obwohl einzelne Branchen zu Verlierern und Gewinnern der Krise wurden, tarieren die breiten Aktienindizes die Ungleichgewichte aus. Schocks werden verdaut, das Geld fließt in die zukunftsträchtigsten Bereiche.

Das zeigt auch die jüngste Entwicklung: Mittlerweile stehen mehrere Impfstoffe vor der Zulassung. Ein Ende der Pandemie ist in Sicht. Das schadet etwa den Homeoffice-Profiteuren, aber weniger, als man meinen würde. Die Zukunft der Arbeit wurde erfolgreich erprobt, auch wenn sie durch die epidemiologische Erholung etwas hinausgezögert wird. Indessen setzen Anleger wieder auf Schwellenländer, die sie infolge der Pandemie als unsichere Häfen verlassen hatten.

Zudem gilt die Amtsübergabe in den USA von Donald Trump an Joe Biden nicht mehr als destabilisierender Faktor. Die großen Notenbanken halten an ihrer Niedrigzinspolitik fest. All das spricht für anhaltendes Interesse an Aktien.

Für Österreicher wäre es besonders interessant, am Kapitalmarkt aktiv zu werden. Die Sparquote ist hierzulande von acht auf mehr als 13 Prozent gestiegen. Vermögen versauert auf Sparbüchern, ohne einen Cent abzuwerfen.

Wer langfristig anlegt, trägt ohnehin jedes Hoch und jedes Tief mit. Wer vor dem Corona-Crash breit in den Markt einstieg, ist mittlerweile wieder fein raus und konnte zwischendurch günstig zukaufen. Wer sich erst jetzt für Aktienfonds erwärmt, hat den Crash gar nicht mitgemacht.

Dabei gelten zwei Ratschläge, die Experten stets geben: Sparer sollten breit in die Weltwirtschaft investieren und nicht auf einmal mit hohen Beträgen einsteigen, sondern regelmäßig zukaufen. Das unterscheidet Sparer – unabhängig vom Kursniveau – von Spekulanten. (Leopold Stefan, 25.11.2020)