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PRO: Zeit des Verzichts

von Fabian Schmid

Wir erleben das große Jahr des Verzichtens. Viele schafften im Sommer den Urlaub am Meer dank Reisewarnungen nicht mehr. Zurzeit kann man nicht einmal Kaffee- oder Wirtshäuser besuchen, von Kultur und Partys ganz zu schweigen. Das ist furchtbar, aber notwendig, da wir mit anderen Mitteln die Corona-Pandemie nicht in den Griff zu bekommen scheinen.

Die Ski-Enthusiasten vom Tiroler Landeshauptmann bis hin zum Bobo aus Wien-Neubau zeigen sich davon aber wenig beeindruckt. Pistenspaß muss sein, Corona hin oder her.

Das ist töricht. Natürlich fährt man an der freien Luft Ski und hat dabei keinen engen Körperkontakt; aber das ganze Rundherum ist gefährlich. Tourismus ist der Albtraum der Contact-Tracer. Das Virus wird von A nach B getragen; nicht umsonst war Ischgl ein Fanal für Europas Corona-Entwicklung. Auch ohne Après-Ski werden Gäste aus aller Welt in Innenräumen Zeit verbringen, Essen und Einkaufen gehen.

Wenn wir nicht einmal das ganz normale Leben so gestalten können, dass wir die Pandemie ohne Einschränkungen überstehen, dann gibt es gar keine Berechtigung dafür, die Skisaison durchzudrücken. Und die Tourismusbranche? Die wird großzügig entschädigt werden müssen; genauso wie jetzt dutzende andere Geschäftsfelder. Volkswirtschaftlich ergibt das vermutlich sogar mehr Sinn, als Österreich dank Pistengaudi wieder in Lockdown Nummer drei und vier zu führen. (Fabian Schmid, 26.11.2020)

KONTRA: Hausverstand im Skischuh

von David Krutzler

Um eines gleich vorwegzunehmen: Bevor nicht die Schulen sowie auch Handel oder Gastro wieder geöffnet haben, braucht dies auch nicht für Skilifte in Österreich zu gelten, keine Frage. Gelingt aber durch den Lockdown eine nachhaltige Trendumkehr, gibt es kaum Gründe, auf wunderbaren Wintersport zu verzichten.

Natürlich gelten weiterhin Sicherheitsmaßnahmen: Abstand halten, warmen Schal immer vor Gesicht und Nase, zwei Personen auf den Vierersessellift, nur eine Familie am Hüttentisch. Und warum nicht Skipässe vorab online kaufen? Vorsicht und Hausverstand können auch mit Skischuhen funktionieren.

Um Skigaudi zu ermöglichen und der Tourismusbranche zumindest die Chance zum Überleben zu geben, müssen die Vorgaben strikt sein und weit über Selbstverantwortung hinausgehen. Hier sind Seilbahner, Hoteliers, Gastronomen gefordert. Szenen wie beim Start der Gletscherskigebiete im Herbst, als sich Wintersport-Aficionados in den Skibussen, vor den Kassen und den Gondeln teilweise drängten, dürfen sich nicht wiederholen. Abstände und MNS-Schutz müssen eingefordert werden – drinnen noch mehr als draußen. Bei den im Vergleich wenigen Touristen sollte das machbar sein.

Schwünge auf der Piste, eine Skitour im Tiefschnee oder ein Spaziergang in verschneiter Landschaft können bei eiskalten Temperaturen das Herz zum Springen bringen. In Corona-Zeiten ist das physisch, psychisch und emotional notwendig. (David Krutzler, 26.11.2020)