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Gerade in der Vorweihnachtszeit von Nachhaltigkeit zu sprechen erscheint fast absurd.

Foto: Reuters

Nachhaltigkeit als unbequemes Thema tritt leicht in den Hintergrund. Allzu gern bedient man sich der Coronakrise um die Klimakrise zu vergessen, den Black Friday Sales um die Kinderarbeit zu vergessen. Hat man beim letzten Sprint in die Kaufhäuser doch noch etwas nicht bekommen ohne das man den Lockdown unmöglich durchstehen kann? Kein Problem – der Versandhausriese mit dem lächelnden Logo und dem Premium-Versand bringt es aus aller Welt direkt am nächsten Tag nach Hause. Nachhaltig ist das nicht. Aber bequem.

Nicht nur im persönlichen Bereich – auch in der Politik oder in der Berichterstattung wird Nachhaltigkeit oft stiefmütterlich behandelt. Später kann man sich ja immer noch darum kümmern – nur jetzt gerade gibt es wichtigere Dinge: Weihnacht, Wirtschaft, Weltgeschehen.

Ist später noch früh genug?

Können wir es uns leisten, Nachhaltigkeit als unwichtig abzutun? Diese Frage suchten Donella und Dennis Meadows bereits 1972 mit ihrer Studie "Limits to Growth" zu beantworten. Die Studie arbeitete mit vielen unterschiedlichen Computersimulationen, die mögliche Zukunftsszenarien errechneten. Ein Bild zeichnete sich deutlich ab: Über kurz oder lang erreichen wir einen Punkt an dem höher, schneller und weiter keine Option mehr ist. Es kommt zu einem Überschreiten der Wachstumsgrenzen und einem daraus resultierenden Kollaps.

Bei einer Anpassung mit aktuellen Zahlen im Jahr 2004 zeigte sich, dass ein Kollaps bereits ab 2030 wahrscheinlich ist, wenn im Vergleich zu den vorhergehenden 30 Jahren keine Änderungen vorgenommen würden. Und es hat sich kaum etwas verändert. Der Mensch strebt nach schnelleren Autos, weiteren Reisen und dem gewissen Maß an Luxus, das unser Leben so bequem macht.

Auch kleine Dinge bewirken Großes

Sind es nicht die bösen Großkonzerne und die Einwohner anderer Länder, die Schuld sind an dem Schlamassel? Kann man denn als einzelne Person wirklich etwas ändern? Ja, man kann. Und jeder kleine Beitrag zählt. Nicht nur die bereits wiederholt vorgebeteten Dinge wie Mülltrennung und Wasser sparen können hilfreich sein. Die meisten von uns treffen auch beruflich immer wieder Entscheidungen, die einen Beitrag zu Nachhaltigkeit leisten können. Reinigungsfachkräfte können sich dafür einsetzen ökologische, nachhaltige Putzmittel zu verwenden. Kommunikationsexperten können dafür eintreten, Greenwashing und ähnliche Praktiken zu verhindern, die Nachhaltigkeit vortäuschen, wo keine ist. Fast in jedem Beruf gibt es irgendeinen Aspekt in dem man nachhaltiger agieren kann. Die durch den Mangel an Freizeitaktivitäten während des Lockdowns gewonnene Zeit lässt sich wunderbar dafür nutzen, den eigenen Lebensstil kritisch zu betrachten und zu hinterfragen, wieviel Nachhaltigkeit man aus Bequemlichkeit hintanstellt.

Nachhaltige Weihnachten

Gerade in der Vorweihnachtszeit von Nachhaltigkeit zu sprechen erscheint fast absurd. Weihnachten ist in unseren Breiten das Fest des Konsums und des Überflusses schlechthin. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten, einen nachhaltigeren Weg einzuschlagen. Auch für den Online-Weihnachtseinkauf gibt es nachhaltige Alternativen. Eine österreichische Online-Plattform, die nachhaltige Produkte vertreibt ist z.B. doitfair.com.

Auch zu hinterfragen ob es denn wirklich ein physischer Gegenstand sein muss, kann helfen Ressourcen zu schonen. Vielleicht schenkt man den Liebsten lieber Zeit und eine Mahlzeit im Lieblingsrestaurant sobald dieses wieder geöffnet hat: vorfreude.kaufen.

Diese Alternativen mögen nicht so bequem sein wie der Bademantel oder die Socken mit der lustigen Ente drauf, die per Übernachtversand und einem Klick Shopping bestellt werden können. Aber es wäre ein kleiner Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft. (26.11.2020)