"Was ein Lockdown tatsächlich ist, das sehen wir bei uns nicht, da können wir uns auch glücklich schätzen", sagte Angela Merkel im Bundestag.

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Sie selbst betreibt Langlauf, wird aber diesen Winter darauf verzichten. Und auch andere Wintersportler möchte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel rund um Weihnachten und den Jahreswechsel nicht auf den Pisten sehen. Das hat sie am Donnerstagmorgen in ihrer Regierungserklärung zu den deutschen Corona-Beschlüssen klargemacht. Diese sehen vor, dass sich der Bund und die deutschen Bundesländer für eine EU-weite Schließung von Skigebieten starkmachen wollen.

Im Bundestag übte sie dabei auch Kritik an Österreich: "Es sieht leider nicht so aus, wenn man die Verlautbarungen aus Österreich hört, als ob das so einfach gelingen kann", sagte sie und fügte hinzu: "Aber wir werden es versuchen."

Deutscher Teil-Lockdown

Gleichzeitig stellte Merkel mit Blick auf Österreich – ohne das Land beim Namen zu nennen – den Deutschen die Rute ins Fenster: "Was ein Lockdown tatsächlich ist, das sehen wir bei uns nicht, da können wir uns auch glücklich schätzen." In Deutschland wurde ja, im Gegensatz zu Österreich, nur ein Teil-Lockdown verhängt. Zwar sind Restaurants, Bars, Kinos, Museen und Fitnessstudios geschlossen, Schulen wie Kindergärten aber bleiben in Betrieb. Zudem dürfen alle Läden geöffnet haben, nicht nur Lebensmittelgeschäfte.

Seit dem Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder am Mittwochabend ist klar: Die Regelungen, die seit Anfang November gelten, werden nicht zurückgenommen, sondern inklusive Verschärfungen bis zum Jahreswechsel verlängert. So dürfen sich nicht mehr zehn Personen aus zwei Haushalten treffen, sondern nur noch fünf. In großen Läden (ab 800 Quadratmetern) gilt künftig: nur eine Person pro 20 Quadratmeter – derzeit sind es zehn Quadratmeter pro Person. Zu Weihnachten allerdings werden die Kontaktbeschränkungen wieder gelockert, dann dürfen zehn Personen zusammenkommen (Kinder unter 14 Jahren nicht eingerechnet).

Kein nachhaltiger Erfolg

"Wir sollten in dieser Zeit nicht nur an unsere Familie denken, sondern an alle, die es ganz, ganz schwer haben", sagte Merkel im Bundestag und erklärte noch einmal, warum die Maßnahmen in Deutschland nicht auslaufen, sondern verschärft werden: Zwar habe das "dramatische exponentielle Wachstum" gestoppt werden können, was ein "erster Erfolg" sei, aber eben "kein nachhaltiger Erfolg". Zu beobachten sei eine "Seitwärtsbewegung" bei den Neuinfektionen, aber sie sänken eben nicht wie gewünscht.

Doch Merkel versuchte auch Zuversicht zu verbreiten: "Wir haben es in der Hand und sind nicht machtlos. Der Winter wird schwer, aber er wird enden." Sie wünsche sich "und uns allen, dass wir mehr denn je miteinander und füreinander einstehen". (Birgit Baumann aus Berlin, 26.11.2020)