Aus dem Fenster schaut ein Android hervor.

Foto: Motorola / Google

Es gab eine Zeit, da war man bei Microsoft davon überzeugt, ein eigenes Betriebssystem im Smartphone-Markt etablieren zu können. Dass es gegen das Duopol von Apple und Google keine Chance gab, musste sich irgendwann aber auch einmal der Windows-Hersteller eingestehen. Und so ist für Microsoft längst Android das mobile Betriebssystem Nummer eins geworden. Nicht nur, dass es in Form des Surface Duo mittlerweile ein Android-basiertes Gerät der Firma gibt – Microsoft setzt auch auf eine enge Verzahnung mit Android. Und hier scheint man nun über den nächsten logischen Schritt nachzudenken.

Android-Apps auf dem Windows-Desktop

Windows 10 soll in Zukunft Android-Apps direkt ausführen können. Dies berichtet zumindest Windows Central in Berufung auf interne Quellen bei dem Softwarehersteller. Und dabei könnte es schnell gehen, schon mit dem nächsten großen Windows-Umbau, der für Herbst 2021 erwartet wird, soll demnach der Android-Support kommen.

Die Motivation dahinter ist einfach erklärt: Microsoft will damit mit der Konkurrenz gleichziehen. So laufen schon seit einigen Jahren unter Googles Chrome OS Android-Apps. Die wachsende Beliebtheit von Chromebooks ist Microsoft schon länger ein Dorn im Auge. Immer wieder hat man Initiativen angekündigt, mit denen man recht augenscheinlich Chrome OS in seine Schranken verweisen will – bisher allerdings ohne großen Erfolg. Aber auch Apple geht vermehrt in diese Richtung: So können auf den neuen Macs mit ARM-Prozessor iOS und iPad-Anwendung direkt ausgeführt werden.

Viele offene Fragen

Der Bericht wirft allerdings auch einige Fragen auf, allen voran die, wie das konkret umgesetzt werden soll. Die technische Implementation ist dabei noch die kleinste Hürde – eine Android Runtime zeitgerecht fertigzubekommen sollte kein Problem sein. Und da es Android-Apps üblicherweise auch in Versionen für Intel-Prozessoren gibt, sollte auch diese Hürde irrelevant sein. Viel spannender sind die politischen Fragen, allen voran, ob Microsoft dann auch Googles Play Store und dessen Play Services übernimmt. Würde man damit doch einem Konkurrenten eine sehr prominente Position im eigenen System geben – etwas, das man zumindest unter Windows bisher zu vermeiden versucht hat.

Alternativ könnte Microsoft natürlich auch nur ausgewählte Android-Apps in den eigenen Store integrieren. Damit würde man aber nicht nur die Zahl der kompatiblen Apps ausdünnen – da diese oft ohne Play Services nicht laufen –, sondern auch auf einen Konflikt mit Google zusteuern. Immerhin will man mit dem Unternehmen rund um Smartphones weiter zusammenarbeiten. Parallel Geräte mit lizenzierten und nichtlizenziertem Android anzubieten widerspricht aber wiederum den Vertragsbedingungen von Google. Auch für die Nutzer hätte ein Verzicht auf den Play Store erhebliche Nachteile, weil damit etwa die automatische Synchronisierung mit den Apps am Smartphone entfiele. Auch Bezahl-Apps müsste man dann doppelt kaufen.

Samsung

Schon jetzt ist es über die "Your Phone"-App möglich, Android-Apps in einem beschränkten Umfang unter Windows auszuführen. Dies funktioniert bislang aber nur mit ausgewählten Samsung-Geräten, zudem handelt es sich dabei genau genommen um eine Mirroring-Funktion und keinen echten App-Support. (apo, 26.11.2020)