Eine vom Dionysos-Taumel ermattete Bacchantin fungiert in Gustav Klimts Entwurf für ein Deckengemälde im Stiegenhaus des Burgtheaters als Blickfang (Ausschnitt).
Foto: Dorotheum / Leopold Museum, Wien (Ausschnitt)

Ein selten großzügiger Fall von Mäzenatentum bescherte dem Leopold-Museum einen Neuzugang in Form eines Werkes von Gustav Klimt: Altar des Dionysos titelt der 1886 entstandene Entwurf für das Deckengemälde im südlichen Stiegenhaus des Burgtheaters, der aus der Sammlung der Bank Austria am Dienstag im Dorotheum für rund 475.000 Euro versteigert wurde.

Den Kaufpreis finanzierte ein kunstaffines Ehepaar, das sich von Jugend an zu begeisterten Burgtheaterbesuchern zählt. Repräsentativ für den Wendepunkt zwischen Historismus und Jugendstil wird die Schenkung künftig in der Dauerausstellung Wien 1900 zu sehen sein. "Ausflüge" als Leihgabe zu Ausstellungen im Van Gogh Museum (Amsterdam) und im Belvedere 2022–2023 wurden schon vor längerem vertraglich fixiert.

Generaldirektor der Länderbank

Für den prestigeträchtigen Neubau des im Oktober 1888 eröffneten Burgtheaters führten Franz Matsch sowie die Brüder Gustav und Ernst Klimt als "Künstler-Compagnie" insgesamt zehn Deckengemälde aus. Vier davon stammen von Gustav Klimt, für die er vorab Entwürfe auf Leinwand schuf.

Der 1886 entstandene Entwurf in Vollansicht.
Foto: Dorotheum / Leopold Museum, Wien

Dieses Quartett landete im Besitz eines Sammlers namens Eduard Palmer, bei dem es sich laut Tobias Natter, Autor eines 2012 publizierten Klimt-Werkverzeichnisses, um einen ehemaligen Generaldirektor der Österreichischen Länderbank handelte. Nach dessen Tod 1914 gelangte die Gruppe im Dezember 1915 erstmals im Dorotheum zur Versteigerung, ein weiteres Mal 1918 bei Kende, wo sie in alle Winde verstreut wurde.

Denkmalschutz und Ausfuhrverbot

Seither gelten zwei der Gemälde als verschollen, ein weiteres Werk befindet sich in schwedischem Privatbesitz. Der Altar des Dionysos verblieb als einziger Entwurf in Österreich, gelangte in den Besitz der Bank Austria und steht unter Denkmalschutz.
Im Vorfeld hatte das Bundesdenkmalamt deshalb ein Ausfuhrverbot avisiert.

International hätte das Werk einen höheren Erlös erzielen können, jedoch gab es auch hierzulande starkes Interesse. Zu den glücklosen Unterbietern, die den Preis mit ihren Geboten über den Schätzwert (190.000–300.000 Euro) in die Höhe trieben, gehörten Privatsammler, Vertreter des Kunsthandels und auch die Klimt-Foundation, wie diese auf Anfrage bestätigt. (Olga Kronsteiner, 26.11.2020)