Im Schatten des Plans der Bundesregierung, im Dezember Corona-Massentests durchzuführen zu lassen, hat jetzt bundesweit das große Organisieren begonnen.
In den Ländern, die die Organisation auf die Beine stellen müssen, schließt man sich mit Gemeinden, Polizei und Heer, Rotem Kreuz und Feuerwehr kurz und versucht abzuschätzen, welche Auswirkungen das große Abstrichnehmen auf die Testkapazitäten in den Laboren haben wird, sollten positive Antigentestergebnisse wie geplant per PCR-Untersuchung nachgeprüft werden.
Klar erscheint: Fündig werden wird man bei den Massentests auf alle Fälle. Die Infektionsdunkelziffer nämlich ist beträchtlich. Wie sehr, zeigt die am Donnerstag veröffentlichte, repräsentative neue Corona-Prävalenzstudie der Statistik Austria. Ihr zufolge waren Mitte November in Österreich 228.000 Menschen – 3,4 Prozent der Bevölkerung – Corona-positiv. 55 Prozent davon wussten nichts von der Infektion, ein Viertel hatte zum Testzeitpunkt keinerlei Symptome.
Auf dem Weg zu den Massentests sind die logistischen Herausforderungen indessen beachtlich. In den Ländern ist man damit unterschiedlich weit fortgeschritten, wie ein Zwischenbericht des Bundesheeres am Donnerstag zeigte.
300 Teststraßen in Wien
In fünf Bundesländern wird die Gesamttestung der Bevölkerung den ebenfalls vorgesehenen Tests der Lehrerschaft und Polizei vorgezogen: neben Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten etwa auch in Wien.
Dort hat das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) einen Bedarf von 300 Teststraßen mit je sechs Testspuren nach dem Walk-in-Prinzip errechnet, sollten 60 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner – 1,2 Millionen Menschen – zum Test kommen. Auf diese Art könnte man bis zu 150.000 Menschen pro Tag abfertigen, sagt ein Hacker-Sprecher. Testorte in Wien sollen die Stadthalle, die Marxhalle und die Messehalle sein, die Aktion soll vom 2. bis zum 13. Dezember laufen.
Probleme auch auf dem Land
Das sozusagen "geografische Gegenstück" zu Wien, der dünn besiedelte Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten, hat jedenfalls nicht weniger organisatorische Probleme, die Massentests zu meistern. Als Vorwarnungen seien hier die schon abgewickelten Ergebnisse der Antigentests zu interpretieren, sagt Markus Lerch, Sicherheitsbeauftragter der Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau. 30 bis 40 Prozent der getesteten Personen im Bundesland seien positiv gewesen, wobei zu relativieren sei, dass die Teststraßen auch von Personen mit Symptomen aufgesucht werden. "Aber wenn es nur die Hälfte ist, ist es auch schon enorm und schwer zu handhaben", sagt Lerch. Vor allem was die anschließenden PCR-Tests betrifft. Denn mit dem Durchführen der Abstriche allein ist es nicht getan. Wer aufgrund des Antigen-Schnelltests als Corona-positiv erkannt wird, muss sich einem zusätzlichen PCR-Test unterziehen und für zehn Tage in Quarantäne. Doch wer überprüft? "Die Polizei bei uns ist schon am Limit", sagt Lerch. Im Gesundheitsministerium verweist man jedenfalls auf die Zuständigkeit der Länder und Bezirkshauptmannschaften. Die Länder müssen alles mit dem Bundesheer und den Blaulichtorganisationen orchestrieren. Sie sollen auch dafür sorgen, dass es bei den Massentests zu keinen Ansteckungen der Wartenden komme, heißt es im Ministerium.
Der SPÖ-Pensionistenverband hat indessen davor gewarnt, dass Menschen ohne Computer oder Smartphone von den Corona-Massentests ausgeschlossen sein könnten. (Irene Brickner, Walter Müller, 26.11.2020)