Helmut Karner beim Kalkulieren dessen, was ihm nach zwei Lockdowns wohl bleiben könnte.

Foto: Petra Ptacek

"Ich habe voriges Jahr aufgesperrt, am 16. November. Es ist von Anfang an ganz gut gelaufen, ich war zufrieden. Schon die Weihnachtsfeiern waren ausgebucht, da haben ein paar sogar im Jänner nachgefeiert, weil sie es unbedingt bei uns machen wollten. So was freut dich, klar.

Aber mein Novemberumsatz aus 2019, nach dem sich jetzt die Zuschüsse berechnen, umfasst eben nur zwei Wochen. Das ist halt Pech. Ich bin da nicht der Einzige. In Tirol waren sie in der Zwischensaison, manche haben ganz zugehabt. Die schauen jetzt überhaupt durch die Finger.

Langsame Hilfen

So schnell, wie der Lockdown gekommen ist, so langsam läuft es bei den Beihilfen. Die zweite Tranche des Fixkostenzuschusses für den ersten Lockdown ist vergangene Woche erst gekommen. Jetzt, beim zweiten, musste das Ansuchen innerhalb von 14 Tagen eingebracht werden. Die Frist haben sie jetzt bis 23. November verlängert. Das Finanzamt hat zwar alle Zahlen, aber die Abwicklung wurde in eine neue Gesellschaft ausgelagert.

Meine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Die anderen Kosten laufen weiter. Und jetzt kommen die doppelten Gehälter. Kreditraten könnte ich mir, das ist mit der Bank vereinbart, stunden lassen. Aber eigentlich will ich das nicht, jedenfalls nicht, wenn es irgendwie geht. Die Zahlungen sind dann noch schwerer. Von dem einen Jahr, in dem ich das St. Martin's Arms betreibe, waren drei Monate zugesperrt. Ein ganzes Quartal! Wie hätte ich da Rücklagen bilden können?

Ausgerechnet englisch

Ich habe drei Jahre lang die Kantine im Eisenstädter ORF-Funkhaus gemacht. Aber mein Traum war immer ein eigenes Wirtshaus. Natürlich war es ein bisserl Risiko, ausgerechnet ein englisches Lokal aufzumachen. Meine Lebensgefährtin und ich sind halt Insel-Freaks, fasziniert von den Pubs. Wer aber Pub sagt, meint auch Regionalität. Und so koche ich natürlich auch unsere Schmankerl: Gulasch, Beuscherl. Aber eben auch Pies oder Fish and Chips. Und jeden Sonntag gibt's den Sunday Roast. Beziehungsweise gab ihn.

Jetzt wäre eigentlich noch die Gansl-Zeit. Die ginge dann gleich über in die Zeit der Weihnachtsfeiern. Ob das was wird? Der Handel sperrt vielleicht auf. Aber wir, die Gastronomie? Das glaube ich nicht. Wir waren die Ersten und werden wohl die Letzten sein.

Auf jeden Fall Liverpool

Jeden Donnerstag haben wir jetzt ein Menü zum Mitnehmen. Wenn eine ausreichend große Bestellung kommt, koche ich an anderen Tagen auch. Aber das ist doch was anderes als sonst. Wir wollen ja nicht nur eine Ausspeisung sein. 56 verschiedene Whiskeys habe ich mittlerweile. 29 verschiedene Rumsorten. Das ist eine eigene kulinarische Kultur.

Und die Fußballkultur darf bei mir auch nicht zu kurz kommen. Ein Pint und ein Match mit Liverpool: Was braucht der Mensch mehr? Bei den Übertragungen war immer ordentlich Betrieb bei mir. 'You'll Never Walk Alone': Das ist doch ein schönes Lied.

Und irgendwie passt's auch: 'When you walk through a storm, hold your head up high, and don't be afraid of the dark.' Bleibt einem eh nix anderes übrig." (Zugehört hat Wolfgang Weisgram, 26.11.2020)

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