Die Spielzeugdrohne gibt es um 135,99 statt um 299,99 Euro, Zubehör für Alexa, die unbeirrbare, kühle Assistentin vom Shoppingriesen Amazon ist um den halben Preis wohlfeil. Während sich die einen an zwei Tagen mit Preisnachlässen schier übertrumpfen, bieten andere 15 Prozent auf alles – eine Woche lang.

Man lässt sich nicht lumpen. Rabatte, Rabatte, Rabatte: Shoppingfeiertage wie Black Friday und Co befeuern seit Jahren das Geschäft der Onlinehändler. Im Corona-Jahr locken die inszenierten Events die Kunden noch stärker ins Internet.

Berge an Paketen werden durch die Welt und durch Österreich gekarrt. Corona befeuert den Boom.
Foto: Imago/Ralph Peters

Allein im aktuellen Lockdown würde wohl das gesamte Marktniveau um 50 bis 100 Prozent steigen, schätzt Harald Gutschi, Vorstandschef der Unito-Versandhandelsgruppe. Man profitiere mit Marken wie Universalversand, Otto oder Quelle seit Monaten davon, dass Einkaufen im stationären Handel heuer eingeschränkt bis gar nicht möglich war und ist. Es läuft "sensationell gut", so Gutschi. Auch bei den Shoppingfeiertagen mache man mit. Wobei die Rabatte immer "höher werden". Für einen Händler wie Unito bedeute dies auch Vorzieheffekte auf das Weihnachtsgeschäft.

Ausgeliefert werden die vielen Pakete von der heimischen Post. Gutschi streut dem heimischen Logistikriesen Rosen. Man sei gut vorbereitet auf die stetig wachsende Flut. Knapp 230 Millionen Pakete insgesamt wurden 2018 durch Österreich gekarrt. 2019 hat alleine die Post 127 Millionen befördert, fast ein Fünftel mehr, als im Jahr davor. Heuer wird die Zahl weiter wachsen.

Umkämpfter Markt

Internationale Logistikkonzerne wie die niederländische GLS, die zur Geopost-Gruppe gehörende DPD, die Hermes-Gruppe, die Fedex-Tochter TNT und der US-Riese UPS naschen am wachsenden Kuchen mit. DPD etwa wirbt mit seinen Paketstationen. Österreichweit seien derzeit rund 1.000 von 1.700 geöffnet, 300.000 Pakete würden täglich durch das System geschleust. Die Post lieferte vor Ostern fast 800.000 Pakete an einem Tag aus – zum Vergleich: 600.000 waren es täglich im Dezember des Vorjahres. Jetzt sind es bis zu einer Million.

Die schöne unwiderstehliche Shoppingwelt ist groß, einkaufen in China kein Problem. Hier der Blick in ein Paketzentrum im heurigen November in Qingdao.
Foto: Imago

Post-Kunde und -Konkurrent Amazon lässt sich traditionell nicht in die Karten schauen. Rund um das Verteilzentrum Wien-Liesing oder beim Lager im niederösterreichischen Großebersdorf herrscht aber augenscheinlich emsiges Treiben.

Schattenseiten

Die Schattenseite des Booms zeigt einmal mehr die deutsche Gewerkschaft Verdi auf. Mit mehrtägigen Streiks will man während der Schnäppchenjagd Druck auf Amazon ausüben. Eine bekannte Übung, die nicht und nicht die erwünschten Erfolge – eine tarifvertragliche Entlohnung – bringen will. Auch hierzulande arbeitet Amazon vor allem mit Leiharbeitern und Subunternehmern. Aber auch die Post deckt schon länger Spitzenzeiten mit Subunternehmern und Leiharbeitskräften ab. Das wird auch jetzt so sein, wie Postsprecher Michael Homola im Ö1-Journal erklärt.

Der Druck auf alle, aber vor allem auf jene, die in der Hackordnung ganz unten sind – die Beschäftigten und Subunternehmen steigt. Rund 7.800 Dienstleister sind laut Schätzungen österreichweit auf den Straßen unterwegs. 16-Stunden-Tage sechs mal die Woche zum Nettolohn von 1.600 Euro sind keine Seltenheit. Atypische Beschäftigungsverhältnisse, Teilzeitverträge (mit weniger als 20 Wochenstunden), geringfügige Beschäftigung sowie der Einsatz von Leiharbeitskräften stehen vor allem bei den globalen Logistikkonzernen bzw. den für sie tätigen Subunternehmen auf der Tagesordnung.

Susanne Bauer von der AK Steiermark hat sich mit dem Thema eingehend beschäftigt. Eine Entspannung sieht sie nicht: "Die Dynamik bei den Großen nimmt eher zu." (Regina Bruckner, 27.11.2020)