Ob das Weihnachtsgeschäft in den Städten wie jedes Jahr stattfinden kann, das wird noch zu sehen sein. Das kann dem Onlinehandel aber relativ egal sein, denn während der Corona-Pandemie hat wohl kein Geschäftszweig von Homeoffice und Social Distancing so profitiert wie dieser. Kein Wunder also, dass der Logistikimmobilienmarkt als Corona-resistent bezeichnet wird.

"Logistikimmobilien sind zusammen mit Wohnimmobilien und Büroobjekten in Top-Lagen die Best Performer in dieser Zeit", sagt auch Markus Mendel, Geschäftsführer von EHL Investment Consulting. Und das würde sich auch in Zukunft nicht ändern. Die Big Player wie Amazon oder DLH dürften 2021 massive Konkurrenz bekommen.

Die letzte Meile

Und das ist in Sachen Logistik immer schwierig, denn Grundstücke mit einer gewissen Fläche sind ein Muss. "Und die sind besonders in innerstädtischer Lage eine Rarität", sagt Mendel. Deswegen könnten in Zukunft auch Fachmarktzentren mit jetzt durch die Corona-Pandemie schwächelnden Mietern in Logistikimmobilien umgewandelt werden.

Erst kürzlich hat Amazon in Wien-Liesing seine zweite Verteilerstelle in Österreich eröffnet. Schon bald soll es zu einer dritten kommen, ebenfalls in Wien.
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Dabei geht es vor allem darum, die sogenannte letzte Meile zu überbrücken. Die bezeichnet den Weg vom Depot des Dienstleisters zur Tür des Kunden. Der sollte, um Kosten und auch Lieferzeiten zu verringern, so kurz wie möglich sein. Verteilzentren innerhalb der Städte sind daher ein gern gesehenes Mittel. Bestes Beispiel dafür ist das zweite österreichische Amazon-Verteilerzentrum, das vor kurzem in Wien-Liesing eröffnet wurde. Von dort übernehmen rund 400 Fahrer von verschiedenen Lieferfirmen den Weg zu den Kunden. "Das wird allen Ballungszentren so gehen, also auch Graz, Salzburg, und so weiter", sagt Mendel.

Doch so große Grundstücke sind nicht immer einfach zu finden. Deswegen gibt es auch Überlegungen, kleine Logistikzentren samt Büroräumen anzubieten. Denn besonders Büroimmobilien, die nicht in den angesprochenen Top-Lagen liegen, dürften auch mit der Zeit Mieter verlieren. Damit könnte, besonders innerstädtisch, eine kleinteiligere, dafür aber flächendeckende Verteilung gewährleistet werden.

In eine ähnliche Kerbe schlägt beispielsweise der für 2021 geplante Ikea am Westbahnhof. Die Filiale wird aufgrund der Platzprobleme auf das klassische Lagerhaus verzichten, dafür aber das gewohnte Angebot beinhalten. Wer ein größeres Möbelstück braucht, bekommt es aus dem Logistikzentrum in Strebersdorf nach Hause geliefert. Wer nur eine Pflanze mitnehmen will, wird hier fündig.

Auch Investoren heiß

Der Logistikimmobilienentwickler DLH plant ebenfalls mit einer, besser gesagt mit drei Logistikimmobilien in Enzersdorf in der Nähe des Wiener Flughafens. Die Nutzfläche liegt bei rund 17.000 Quadratmetern, die vor allem für Luftfrachtlogistiker nutzbar sein sollen.

Und auch Amazon soll in der Schemmerlstraße im elften. Bezirk sein nunmehr drittes Verteilerzentrum in Österreich auf den Weg bringen, heißt es aus Branchenkreisen.

Die Big Player bringen sich also in Stellung. Das verwundert Markus Mendel nicht: "Die Unternehmen expandieren im großen Stil, und es gibt gleichzeitig von der Investorenseite eine hohe Nachfrage." Onlinehändler reiben sich bei Gedanken an die Zukunft ihre Hände warm. Und mit ihnen die Logistikbranche. (Thorben Pollerhof, 27.11.2020)