Die Stadt an der Donau soll auch im Zentrum ihrem Image als Gartenstadt gerecht werden, findet ihr Bürgermeister.

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Andreas Bors von der FPÖ geht dagegen auf die Barrikaden.

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Tulln – Beim Thema Branding ist Tulln unter den niederösterreichischen Städten ganz vorne dabei. Die Assoziation mit dem Wort "Gartenstadt" ist schnell da, wohl gleichauf mit den Worten "Messe" und "an der Donau". Doch für Tullns Bürgermeister Peter Eisenschenk (ÖVP) wird die Stadt ihrem selbstgewählten Beinamen noch nicht genug gerecht.

Schuld ist eine "Asphaltwüste" in der Innenstadt, wie er es selbst nennt. Das Zentrum Tullns ist nicht von Wiese, Baum und Blume geprägt. Sondern von Beton, Auto und Hitze. Anfang Dezember soll der Gemeinderat deshalb einen Grundsatzbeschluss fassen, der das Ziel vorgibt: ein grünes Zentrum, ein "klimafittes" Zentrum. Für die Präsentation hat der Stadtchef den Künstler und Gartenmenschen André Heller sowie die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb an Bord geholt.

"Irrsinnsprojekt um vier Millionen Euro"

"Wir sind in vielen Bereichen in Niederösterreich eine Vorzeigestadt mit Trendcharakter", sagt Eisenschenk zum STANDARD. "Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen, um Tulln nach vorne zu bringen."

Doch es gibt Widerstand. Andreas Bors ist Bezirksparteiobmann der FPÖ, Gemeinderat in Tulln und sorgt sich um Parkplätze in der Innenstadt. "Wenn ich daran denke, dass der beliebte große Parkplatz am Nibelungenplatz demnächst nicht mehr zur Verfügung stehen wird und stattdessen ein Irrsinnsprojekt um vier Millionen Euro realisiert werden soll, stellt es mir die Haare auf", sagt Bors, der schon mal wegen eines aufgetauchten Hitlergruß-Fotos auf ein Bundesratsmandat verzichten musste, von der blauen Landespartei aber bald wieder als politisch rehabilitiert behandelt wurde.

Plätze "in bester Innenstadtlage"

Es gehe um insgesamt 213 Parkplätze "in bester Innenstadtlage", auch Behindertenparkplätze und Busparkplätze seien dabei. "Der Nibelungenplatz gilt nicht nur für Bedienstete als wichtiger Parkplatz, sondern auch für viele Bürger, die beim angrenzenden Rathaus, Finanzamt, AMS oder der Polizei zu tun haben. Die wichtigen Parkmöglichkeiten am Nibelungenplatz müssen daher in höchstmöglicher Anzahl erhalten bleiben", sagt Bors.

Er stößt sich auch an den Kosten des Projekts: "Während der Schuldenstand der Stadtgemeinde Tulln weiter steigt und viele Bürger sowie Vereine aufgrund von Covid den Gürtel enger schnallen müssen, plant die ÖVP mit Bürgermeister Eisenschenk mal locker einen grünen Platz im Stadtzentrum um sage und schreibe vier Millionen Euro."

Parkplätze infrage stellen

Hier hakt Bürgermeister Eisenschenk schon ein: Die vier Millionen seien ein vorläufiger Schätzwert. Nach dem Grundsatzbeschluss müsse man die nächsten Schritte planen. Erst dann könnte man seriös finanziell rechnen. Er hofft auch, dass "wir sowohl vom Bund als auch vom Land hier entsprechend die Unterstützung bekommen", sagt der Bürgermeister.

Und: Das Thema Parken sei noch komplett offen. Es gebe auch noch überhaupt kein Verkehrskonzept. Aber auf Nachfrage sagt Eisenschenk: Ja, "Oberflächenstellplätze für Pkws" dürften infrage gestellt werden. Das habe auch ein Bürgerbeteiligungsprozess ergeben. "Wir werden in dem Fall natürlich schon versuchen, hier Ersatzflächen zu schaffen. Das werden wir sicher probieren", sagt Eisenschenk. "Uns ist bewusst, dass wir nicht auf rund 200 Parkplätze gänzlich verzichten können."

Andreas Bors wird das nicht beruhigen. Der Weg von der Parkplatzinnenstadt zur Garteninnenstadt wird wohl steinig. (Sebastian Fellner, 28.11.2020)